Trainingsplanung, -dokumentation

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  • Hallo,


    wie alle Jahre zuvor auch, bietet die Zeit während der Schulferien immer wieder Gelegenheit seine Vorgehensweisen und gewisse Mechanismen rund um das Training zu überprüfen, um dann frisch und vielleicht besser in die neue Saison zu starten als das Jahr zuvor.


    Ein sensibler Punkt für mich ist Trainingsplanung und Dokumentation. Ich weiß es gibt viele Lösungen (webbasiert wie easy2coach, eigene Exceldatein, bloße Zettelwirtschaft, und und und). Es geht mit auch weniger um das WIE als um das WARUM und OB überhaupt...


    Für mich stellt sich eine grundlegende theoretische Frage. Welchen Nutzen will man eigentlich aus einer Dokumentation des Trainings im Spielsport genau ziehen, steht dieser Nutzen im geeigneten Verhältnis zum betriebenen Aufwand? Bin ich mit Dokumentation besser als ohne, kann ich früher gegensteuern, kann ich bessere Erkenntnisse gewinnen als durch die ständige Beobachtung während der Einheiten/Spiele?


    Bei Einzelsportarten (Schwimmen, Leichtathletik, Gewichtheben, usw.) bin ich der Meinung, dass Dokumentation und Planung im Sinne eines progressiven Trainingsaufbaus (Umfänge, Belastungssteuerung) notwendig und sinnvoll sind. Ist das bei Spielsportarten auch so?


    Ich habe die letzte Saison das erste Mal gänzlich ohne Dokumentation (Jahresplan, Anwesenheit, Übungen, usw.) durchgeführt. Wir haben unsere Ziele zwar denkbar knapp verfehlt, aber das lag weniger an einer systemtheoretischen Schwäche als an der Tagesform und individuellen Geschehnissen in den entscheidenden Spielen. Ich habe dadurch extrem viel Zeit in der Vor- und Nachbereitung gespart. Bin zu Trainingseinheiten mit einem Schwerpunkt im Kopf (ja im Kopf habe ich noch einen inhaltlichen Jahresplan) erschienen und habe nahezu jede EInheit zwar im Kopf durchgeplant aber letztlich live vor Ort organisiert und durchgeführt, je nachdem was die Spielerdecke und das Niveau hergegeben haben. Wenn ich gemerkt habe, dass bestimmte Dinge in Spielen nicht funktionieren bzw. im Training, dann habe ich direkt gegengesteuert.


    Es wäre super wenn jeder mal kurz antworten könnte:


    - in welchem Umfang (nur rudimentär, sehr detailliert, vielleicht auch mit Zeitaufwand vor/nach der Einheit)
    - auf welche Art und Weise (elektronisch, Papierform, ...)
    - mit welchem Hintergedanken (Ziel des Ganzen)
    - mit welchen Ergebnissen (was er vielleicht sonst nicht erkannt hätte)


    er Training plant und dokumentiert.


    Danke!

  • Hallo petr,


    ich halte es halbe:halbe.
    Heißt ich mache durchaus eine grobe Planung, die ich mir festhalte. Dies mache ich dann über Word oder Excel je nach Laune. Der Plan steht immer für einen gewissen Zeitraum (max. 3 Monate). Ich halte aber nicht viel davon einen strikten Plan zu haben, da man sowieso mehr als die Hälfte über den Haufen werfen muss. Wir setzen uns dann Ziele wie "Verbessern des Verhalten der Viererkette" oder allgemeine Themen wie "Zweikampfverhalten".
    Somit haben wir dann eine grobe Vorstellung was wir in dieser Zeit verbessern wollen und können dann die verschiedensten Übungen trainieren lassen. Außerdem sind wir trotzdem flexibel und können sofort auf Dinge reagieren, die uns im Spiel aufgefallen sind.
    Ich habe die Erfahrung gemacht, dass wir es so immer geschafft haben unsere großen Schwächen durch die Zielsetzung mit der Zeit abzustellen und aufgefallene Dinge sofort zu bearbeiten.
    Ich werde so weiter verfahren, da ich damit wie gesagt gute Erfahrungen gemacht habe. Allerdings denke ich, dass es hierbei keinen allheil Weg gibt. Jeder muss für sich herausfinden, was für ihn am besten passt.
    Was man aber gar nicht machen sollte, ist völlig planlos den Platz betreten um dan irgendetwas zu trainieren. Das machen leider auch einige Trainer würde ich lieber einem strikten Plan folgen, also ohne jegliches System und Ziel zu trainieren.


    Liebe Grüße
    Coach1995

  • Ich finde es wichtig, immer einen Plan zu haben. Und zu wissen, dass es dann im Normalfall anders laufen wird. Und das auch zuzulassen. Je erfahrener man ist, desto weniger detailliert muss der Plan denke ich sein. Als ich vor 14 Jahren das erste Mal trainiert habe, wäre ein Training ohne Planung ziemlich beschissen gewesen. Jetzt bereite ich zwar auch noch recht detailliert vor, habe aber manchmal das Gefühl, dass es gerade dann gut wird, wenn ich mal nicht so detailliert vorbereitet bin. Und dann ist halt immer wichtig, dass man sich nicht sklavisch an die eigenen Vorgaben hält. Wenn eine Übung gerade viel bringt und ich das Gefühl habe, dass sich was bewegt bei den Spielern, dann wird der Teil halt auch mal länger, wenn möglich und etwas anderes kürzer. Ich glaube aber grundsätzlich schon, dass Planung hilfreich ist.

  • Hallo,


    danke für die ersten Antworten.


    Wie ich euren Beiträgen entnehme plant ihr schriftlich/elektronisch in mehr oder weniger großem und genauem Umfang eure einzelnen Einheiten VORHER durch. Ihr stimmt mir sicherlich zu, dass man mit entsprechendem Erfahrungsschatz und "Talent" diese Mikroplanung auch rein gedanklich ohne Notizen durchführen kann. Habt ihr feste Vorlagen für die EInheiten oder macht ihr das auf einem Blanko-Papier/Notizheft nach veränderlichem Aufbau...?


    Dokumentiert ihr denn NACH den Einheiten auch was ihr am Ende tatsächlich gemacht habt irgendwo schriftlich/elektronisch? Wenn ja welchen Erkenntnisgewinn erhofft ihr euch von einer solchen retrospektiven Trainingshistorie? Wenn nein, warum nicht?


    Wie haltet ihr es mit Anwesenheitslisten? Kurz meine Meinung dazu: Ganz nett um Spielern vorzuhalten, wie ihre Beteiligung ist (sicherlich im unteren Jugendbereich mal sinnvoll), insgesamt aber wenig aussagekräftig für mich. Ich sehe in den Aktionen im Spiel/Training sehr gut wie jemand am Training teilgenommen hat (Anwesenheit und Intensität/Fortschritt). Anwesenheit alleine sagt nichts aus (auch das ist sicherlich im Breitensport/unteren Jugendklassen anders, wo man dann auch mal den fleißigsten auszeichnen kann ungeachtet der Leistung).


    Ich habe bislang auch noch niemanden dauerhaft zu mehr Training motivieren können, weil er in der Trainingsstatistik ganz unten war. Die haben zwar immer beteuert, sie werden mehr kommen, das war aber immer Strohfeuer was nach relativ kurzer Zeit wieder im alten Muster aufgegangen ist, wenn sich überhaupt mal was geändert hat.

  • Ich habe zu verschiedenen Themen immer einige Übungen parat. Diese habe ich teils von dfb training online, teils von den Trainerlehrgängen oder auch teils mittels Zeichenprogramm selbst entworfen. Zum teil kommen auch Ideen zunächst auf Papier während des Trainings und anschließend wenn ich Zeit habe ins Programm.
    So haben wir dann für das aktuelle Trainingsziel viele Varianten es zu trainieren und vor dem Training besprechen wir im Trainerteam dann welche der Übungen wir machen.
    Meine Beobachtungen während dem Training schreibe ich dann entweder auf ein leeres Stück Papier, direkt auf den Zettel der Übung oder auch mal bei auf ein vorgefertigten Trainingsplaner des Trainerlehrgangs. Da habe ich also keine feste Struktur, sondern mache das je nach Laune bzw. was ich halt gerade dabei habe.
    Durch die Notizen habe ich dann die Möglichkeit festzustellen, ob ich die Übung nochmals machen kann (genau gleich oder etwas veräbdert) oder am besten gar nicht mehr weil sie so dann vielleicht einfach doch keinen Sinn gemacht hat.
    Von Anwesenheitslisten halte ich ab der D-Jugend gar nichts. Da können Spieler schon ganz gut selber einschätzen wie oft sie im Training anwesend sind und man hat als Trainer immer das Argument, dass Spieler die selten da sind zu viel nicht mitbekommen haben und daher auch nicht erwaten können in der Startelf zu stehen. Es ist auch so wie du gesagt hast. Dadurch kommen Wenigtrainierer nicht häufiger.
    Bei den Jugenden bis zur e-Jugend sehe ich das ein wenig anders. Da ist eine Anwesenheitsliste ein gutes Argument gegenüber den Eltern. Klar sollen in diesen Altersbereichen alle Kinder spielen, allerdings können Eltern deren Kinder nur selten im Trainings sind nicht erwarten, dass ihre Kids viel spielen. Allerdins sind diese Eltern meist auch die die gar nicht verstehen was man meint und dann kann man mit der Anwesenheitsliste argumentieren. Hat bei mir als ich noch F-Jugend trainiert habe des öfteren zur Konfliktlösung beigetragen.

  • Also dokumentierst du nicht die Einheit als Ganzes sondern immer nur Übungen daraus und ob sie funktionieren oder nicht, was man variieren kann/muss etc?


    Hat denn jemand einen Jahresplan schriftlich für sich erstellt (in dem er periodisiert nach Saisonphasen Sachen wie Umfang/Belastung/Inhalte/Themen plant und festhält)?


    Liest man sich Dokumente wie die von mir angehangenen durch, erkennt man (egal wer es jetzt dokumentiert hat von den Verantwortlichen), dass es im Profibereich durchaus eine Jahresplanung/Zyklisierung gibt, die scheinbar auch festgeschrieben als Dokument irgendwo existieren muss (Mikro-, Meso-, Makrozyklen, Belastungsstruktur, usw.). Ich kenne das auch aus anderen Sportarten im oberen Leistungsbereich so.


    Für mich erschließt sich jedoch der Nutzen einer solchen aufwändigen Dokumentation (rein das Aufschreiben/Zeichnen/Digitalisieren) nicht so ganz. Was will ich damit erreichen? Präsentationsgrundlage anderen Trainern/Öffentlichkeit gegenüber? Auswertung älterer Einheiten zur Fehleranalyse?

  • Ich plane mein Training immer in Stichpunkten auf einem Schmierblatt. Weil ich meine Spieler dazu erziehe, allerspätestens zwei Stunden vor Beginn abzusagen, wenn sie nicht kommen können, weiß ich in der Regel genau, wer anwesend sein wird und plane schon die Aufteilung in Gruppen Mannschaften etc., weil das meines Erachtens Leerlaufzeit im Training erspart.


    Am Tag danach schreibe ich mir die Einheit sauber auf meine Vorlage (mit Spieleranzahl, groben Trainingszielen und benötigten Materialien). Dies Dokumentation nutze ich dann z.B. ein Jahr später, wenn ich eine Übung zu einem bestimmten Thema suche.


    Wenn ich Zeit habe, mache ich mir auch noch Karteikarten der Übungen, das ist aber ein bisschen doppelt gemoppelt und diesbezüglich schludere ich auch schon eine ganze Weile.


    Außerdem führe ich eine Excel-Tabelle mit Trainingsbeteiligung, Trainingsbewertung, Spielzeiten, gespielten Positionen, Spielbewertung, Toren, wer die Trikots gewaschen hat etc. Zugegebenermaßen bin ich ein Statistik-Freak, in der A-Jugend finde ich es aber hilfreich, Entscheidungen über Einsatzzeiten etc. neben dem "Bauchgefühl" auch mit Zahlen zu untermauern und ggf. gegenüber dem Spieler begründen zu können. Hier trage ich z.B. Abwesenheiten auch bereits weit im Voraus ein: wenn ich etwa weiß, dass ein Spieler die nächsten drei Vorbereitungsspiele urlaubsbedingt verpasst, setzte ich ihn eher über 90 Minuten ein, während Spieler, die auch die nächsten Spiele da sind, vielleicht diesmal nur 45 oder 60 Minuten bekommen.

  • Servus!


    Wer wo was und wie plant und dokumentiert muss jeder für sich entscheiden. Den Nutzen ebenfalls. Ich glaube das macht (fast) jeder hier im Forum anders.
    Was dokumentiere ich und was nutzt mir das?


    Jahresplan (grob)


    Ich suche mir aus verschiedenen Quellen alle Trainingsziele der Altersklasse raus. Die schreibe ich zusammen. Bewerte dann wo wir schon relativ gut sind und wo Trainingsbedarf besteht. Dann teile ich die Ziele übers Jahr verteilt auf. Bei mir geht's z.B. nächstes Jahr in die E-Jugend. Das heißt ich teile alle Ziele der Altersklasse auf zwei Jahre auf. Grob gesagt: Zuerst die Grundlagen schaffen, im zweiten Jahr dann verfeinern.


    Trainingseinheit
    Ich habe mir ein Word-File angelegt wo ich mein gesamtes Training in Stichpunkten notiere.


    Mein Nutzen:

    • Ich mache mir automatisch weiterführende Gedanken zum Training, weil ich ja was aufs Papier bringen will.
    • Ich kann bei meiner Planung (1-2 Tage vorher) immer wieder etwas ändern, da digital. Wenn ich zufrieden bin, drücke ich auf Drucken und fertig.
    • Ich habe beim Aufbau der Übungen einen Spickzettel, damit ich weiß, was ich aufbauen muss.
      Neue Übungen, zeichne ich mir ggf. auf der Rückseite auf. Mir Bekannte kann ich aus dem Kopf. Da reicht's wenn ich den Namen der Übung lese.
    • Wenn ich wirklich mal den Faden verlieren oder vergessen sollte, habe ich einen Spickzettel während den Übungen.
    • Wenn ich den Zettel fertig habe, habe ich den Kopf frei. Das entspannt mich.
    • Ich kann meinem Co-Trainer bzw. Helfern (ich habe Abwechselnde) anhand des Zettels den Trainingsablauf erklären.
    • Ich kann mir die Zettel digital immer wieder anschauen, wenn ich eine Übung suche.

    Und das Allerbeste: Die Linien in der Mitte sind Falzkanten, so kann ich den zusammenfalten. Hab ich mir selbst ausgedacht, weil ich einen Handlichen aber gut lesbaren Spickzettel haben wollte. :thumbup:;) )
    Anwesenheit


    Notiere ich in einer ausgedruckten Excel. Da habe ich alle Termine der Hinrunde drauf. Die jeweilige Beteiligung interessiert mich nur bedingt (habe gute Beteiligung und Eltern auf die Verlass ist, zum Glück) aber für die Vorrausplanung ist das super. Wenn ein Elternteil oder Kind auf mich zukommt und sagt, dass es in der nächsten Woche Donnerstag nicht ins Training kommt, notiere ich mir das gleich (bzw. die Eltern oder Kinder). So geht keine Information verloren bzw. wird (fast nie) vergessen.


    Trainingsbewertung, Spielzeiten und Spielbewertung brauche ich in der E-Jugend mMn noch nicht.
    Hätte ich auch gar keine Zeit dazu. Beim Training und Spiel bin ich oft so vertieft, dass ich das glatt vergessen würde.


    Generell gilt für mich: Wenn ich merke das ich irgendeine Dokumentation nicht weiterführe oder es mehr Last ist, lasse ich es sein.
    Es soll ja eine Unterstützung sein.


    @BJL Absoluter Freak! Gefällt mir aber. :thumbup:


    Edith sagt grad, ich hab den Anhang vergessen.