Probetraining höherklassiger Verein oder doch nicht?

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  • @Günter


    Wenn nur 0,5 % aller deutschen DFB-Stützpunktkinder mal Profi werden, dann kann man sicher darüber diskutieren, wie man daraus 5 % macht, aber dann sind es immer noch 95 %, die in anderen Ligen landen.


    Meines Wissens erzählen die Stützpunkttrainern den Kindern und deren Eltern auch bei Beginn des Fördertrainings gar nichts anderes, als dass man den Kindern zutraut, später einmal im Leistungs- (nicht Profi)fussball spielen zu können.


    Aber es gibt fast nie uneingeschränkte Einigkeit über das Talentpotenzial. Weder unter den Vereins- noch unter den DFB-Trainern.


    Doch schließlich entscheidet das Talent letzendlich auch selbst, wieviel es an Zeit und Energie investieren möchte. Sonst käme der Standardsatz von Profis: "in meiner Jugend gab es Spieler, die mehr Talent hatten als ich, aber ich habe mich schließlich durchgesetzt" gar nicht so häufig vor! Ebenso wird es viele Talente geben, die sich sagen: was ich erreichen wollte, das habe ich erreicht. Und damit meinen sie eine Teilnahme im Amateur-Leistungsfussball.

  • @TW-Trainer
    Deinen letzten Absatz kann ich zu 100% beipflichten. Mir gehen solche Diskussionen hier im Forum zu oft und zu schnell in Richtung "späterer Profi oder nicht" bzw. "macht keinen Sinn, da doch sowieso nur ganz wenige oben ankommen".
    Hier geht es nun um einen E-Ling und die Mutter fragt nach, weil sie Widersprüche in den Aussagen der beteiligten Trainer erkennt. Übrigens finde ich das bemerkenswert und großartig. Zu wenige holen sich bei solchen Sachen andere, neutrale Meinungen. Da ist man Stolz, dass der Nachwuchs von Außenstehenden gelobt wird und offensichtlich für andere Vereine interessant ist. Ist auch nicht verwerflich und nachvollziehbar. Leider werden dabei aus meiner Erfahrung heraus die negativen Aspekte, die eintreten könnten, völlig ausgeblendet.
    Da habe ich bei @Dornpunzel aber überhaupt keine Bedenken und vermute dieser Thread wird sich für sie gelohnt haben und wichtige Entscheidungsgrundlage sein.


    Ich bin nun selber Teil eines sehr ambitionierten Vereines, was die Jugendarbeit betrifft. Alle ersten Mannschaften ab C spielen Bezirk aufwärts. Das ist für mich Leistungsbereich und da gibt es hier im weiten Umfeld nur sehr wenige Vereine, die dies für junge Spieler anbieten können.
    Und da teile ich den Eindruck von @Chris das bei solchen Themen hier im Forum doch sehr schnell negative Assoziationen angesprochen und dann im weiteren Verlauf als Fakt angenommen werden.
    Man sollte daher auch diesen Vereinen attestieren, dass gute fußballerische Ausbildung und Spaß am Sport im Vordergrund stehen. Sicherlich vielleicht mit anderen Mitteln und bestimmt mit anderem Aufwand. Aber das muss sich doch nicht immer ausschließen.

  • Man darf den Wechsel in einen höherklassigen Verein nicht immer mit dem Ziel gleichsetzen, unbedingt später einmal Profi zu werden. Ich erlebe dieses Thema auch bei dem jetzigen Verein meines Sohnes. Die ersten Jugendmannschaften des Vereins spielen Verbands- oder Regionalliga, die zweiten Bezirksliga. Da die C-Jugend eine sehr erfolgreiche Saison gespielt hat, wechseln einige Spieler, auch zu Bundesligisten. Da hört man oft von Eltern (deren Kinder nicht betroffen sind) und Vereinsverantwortlichen:" Die Eltern wissen gar nicht, was sie ihren Kindern antun...", "Sie wechseln, um auf der Bank zu sitzen ...", "In einem Jahr kommen sie mit hängenden Köpfen zurück...". Sie können nicht verstehen, dass man auch wechseln kann, um z.B. bei jungen, qualifizierten Trainer zu trainieren, modernes Training zu erleben, gegen starke Mannschaften zu spielen, starke Mitspieler zu haben und den Flair eines größeren Vereins zu erleben. Es wird unterstellt, dass die wechselnden Jugendlichen und deren Eltern so dumm sind, zu denken, dass ein Wechsel die Profikarriere garantiert.
    Ich kann aus Erfahrung sprechen. Mein Sohn wechselte sehr früh in einen höherklassigen Verein, was mit viel Aufwand für ihn und auch für uns verbunden war. Auch wenn
    heute für ihn als A-Jugendspieler in der Verbandsliga klar ist, dass es zur Profikarriere nicht reicht (was auch nie das Ziel war), kann man doch sagen, dass sich der damalige frühe Wechsel gelohnt hat. Er hatte tolle Jahre mit anspruchsvollem Training und spielte in der jeweils höchsten Spielklasse seines Alters. Er war ein Jahr "on tour" und traf auf den Nachwuchs von Bundesligisten und ausländische Teams, nahm an großen Turnieren im In- und Ausland teil. Das sind Erlebnisse, die er für sein ganzes Leben hat und die er im Dorfverein niemals gehabt hätte. Auch wenn die letzte Zeit in diesem Verein nicht so schön war, bereut er sie nicht.

  • Da ist man Stolz, dass der Nachwuchs von Außenstehenden gelobt wird und offensichtlich für andere Vereine interessant ist. Ist auch nicht verwerflich und nachvollziehbar. Leider werden dabei aus meiner Erfahrung heraus die negativen Aspekte, die eintreten könnten, völlig ausgeblendet.


    Da habe ich bei @Dornpunzel aber überhaupt keine Bedenken und vermute dieser Thread wird sich für sie gelohnt haben und wichtige Entscheidungsgrundlage sein.

    Oh ja, diese Diskusion hat mir doch sehr geholfen, eine Entscheidung - unter Einbeziehung der Trainer und meines Sohnes natürlich - zu treffen. Vor allem, die Bestätigung, dass nach der E-Jugend der Zug noch nicht abgefahren ist, denn das war so ziemlich der einzige Punkt, der ich ins Schwanken gebracht hat. Dass sich unser Sohn durch ein jetzige 'Nein', die Chancen verbaut, später weiter zu kommen.


    Wir haben jetzt gesagt, dass wir uns im kommenden Juni noch einmal zusammensetzen, da weiß ich dann auch, wie unser Sohn im Gymnasium zurecht kommt. Junior sieht die ganze Sache inzwischen sehr locker und hat beschlossen, mit seinen Jungs jetzt einfach noch ganz viele Siege zu feiern. Am Wochenende konnten sie ein Jugendturnier gewinnen, er hat sich so wahnsinnig gefreut, da wurde sehr deutlich, dass sein Herz ganz eindeutig an diesem Verein hängt. :)



    Zitat


    Er hatte tolle Jahre mit anspruchsvollem Training und spielte in der jeweils höchsten Spielklasse seines Alters. Er war ein Jahr "on tour" und traf auf den Nachwuchs von Bundesligisten und ausländische Teams, nahm an großen Turnieren im In- und Ausland teil. Das sind Erlebnisse, die er für sein ganzes Leben hat und die er im Dorfverein niemals gehabt hätte. Auch wenn die letzte Zeit in diesem Verein nicht so schön war, bereut er sie nicht.


    Ich denke auch, dass diese Erfahrungen ein Kind immer weiter bringen, nicht nur auf sportlicher Ebene. Dennoch war es gerade der Aspekt 'war ein Jahr on tour', der das größte Kontra in meinen - unseren - Überlegungen war. Die Schule geht meiner Meinung nach einfach vor und gerade im ersten Jahr in der fortführenden Schule, wo er sich erst einmal eingewöhnen muss, war mir das zu heikel.

  • @Anna


    Vermutlich habt auch ihr erst gewußt, was auf euch zukam, als euer Sohn bereits im neuen Verein war? Aber ihr habt ihn unterstützt und im nicht euren (möglicherweise vorhandenen) Willen aufgenötigt, überall und auch hier der Beste zu sein.


    Ob ihr bzw. euer Kind sich im Wechsel überhaupt geirrt haben, kommt ganz allein auf eure Wahrnehmung an. Ob es die Erfahrungen dort für sich später positiv ummünzen kann, wird ebenfalls davon abhängen, wie ihr seine Rolle während dieser Zeit interpretiert?


    Ich hatte bei meiner Beschreibung, was den Talenten erzählt wird auch die vielen seriös arbeitenden NLZ vergessen. Auch dort wird den Kindern und Eltern bei der Beschreibung des weiteren Weges schon gesagt, dass es sehr schwierig und unwahrscheinlich ist später Profi zu werden.


    Die vielen, teils intensiven Gespräche mit den Verantwortlichen hat gezeigt, dass man sich seiner Verantwortung für die jungen Talente bewußter geworden ist. Man bekennt sich zur Förderung von selbstbewußten Kindern im Fussball.


    Aber solchen Sätze werden leider rasch verdrängt! Ist man doch besonders stolz, dass das eigene Kind im NLZ eines großen Vereins ist und sieht es trotz aller Warnungen als selbstverständlich an, dass das Kind diesen einen Weg erfolgreich bestreiten wird!


    Nur derjenige, der seinen Standard viel zu hoch ansetzt, auch sehr tief fallen. Geanu deshalb braucht eine neutrale Betrachtung aller Vor- und Nachteile durch den Rat von erfahrenen Fachleuten.


    Zwar ist es vielfach bereits Realität, dass Jugendliche erst durch wiederholte Selektion ihre Karriere im Leistungs- und Profifussball einschlagen. Doch dies wird leider noch nicht ausreichend in den Präsentationen abgebildet. Hier würde ich mir wünschen, dass man wie bereits bei der Wahl der geeigneten Schule, dem Studium oder dem Beruf auf die unterschiedlichen Wege dorthin aufmerksam machen würde. Sätze wie: "Wer dort hin will, muß zunächst hierdurch", passen deshalb nicht (mehr) in die Sichtweise einer modernen Fussballausbildung.

  • Wir als Eltern haben uns das damals sehr gut überlegt, für unseren Sohn war direkt klar, dass er unbedingt dorthin wechseln will. Er hatte seinen zukünftigen Trainer zuvor in einem Feriencamp kennengelernt. Da für meinen Sohn zu dieser Zeit auch der Schulwechsel auf ein G8 Gymnasium anstand, haben wir uns die Entscheidung wirklich nicht leicht gemacht. Das Konzept des Vereins hat uns damals aber überzeugt: Fußalllehrer als hauptberuflicher Jugendkoordinator, junge Trainer mit A oder B-Schein und eben dieses Jahr "on tour". Solange der Fußballlehrer an der Spitze der Nachwuchsabteilung stand, wurden auch alle Zusagen eingehalten. Leider war, als der Koordinator weg war, besonders das letzte Jahr in diesem Verein nicht ganz so schön (davon habe ich im RAE- Thema erzählt).


    Aber was spricht dagegen, ein Probetraining in einem höherklassigen Verein zu machen und evtl. dorthin zu wechseln? Das ist doch keine Entscheidung für ein ganzes Leben.
    Wenn das Kind es unbedingt will und die Eltern es unterstützen können, soll man es ausprobieren.


    Übrigens für alle RAE - Geplagten: Mein Sohn litt 2 Jahre darunter, immer wieder gesagt zu bekommen, er sei so klein und schmächtig. Noch im letzten Jahr wurde er mindestens 2 Jahre jünger geschätzt. Nächsten Monat wird er 17 und ist jetzt 1,83 m groß. Letzte Woche traf er auf einem Turnier seine alte Mannschaft und ALLE, die früh entwickelt waren und durch ihre Größe Vorteile hatten, sind jetzt kleiner als er.

  • @Anna


    Die Schilderung des Werdegangs deines Sohnes prägt einen Teil des Jugendfussballs. Ich würde mir wünschen, alle Eltern und Kinder würden in dieser Zeit eine ausgewöhnlich schöne Bereicherung ihres Lebens sehen!


    Aber leider sehen nicht alle "Aussortierten" es so, dass es keine Entscheidung fürs Leben ist. Nach meinen Erfahrungen wählen die Meisten keinen zweiten Versuch. Hab gerade einen Fall, in der ein Spieler es sogar im Internat eines Bundesligisten geschafft hat, aber den Wechsel in den Seniorenbereich nicht hinbekommt, weil ihn häufige Verletzungen immer wieder zurück werfen und er jetzt für sich die Nase voll hat.


    Ohne entsprechende Betreuung geht das Selbstvertrauen diesr Jugendlichen schnell den Bach hinunter und kann sich auf andere Leistungsgebiete (Schule, Ausbildung) negativ auswirken. Aufgrund der Labilität besteht ein erhöhtes Risiko, dass es "in einen falschen Freundeskreis" gerät und mit dem Gesetz in Konflikt gerät. Ein Grund hierfür ist, dass während dieser Jahre Dritte den Tagesablauf organisieren und man sich außer um den Fussball um nichts kümmmern muß. Heute weiß man, dass es zur Entwicklung selbständig handelnder Menschen dazu gehört, ihnen nicht alles vorzugeben, sondern Eigeninitiative fördern muß.


    Weil ich ja viel mit Torleuten zu tun habe, bin ich mit dem RAE-Effekt konfrontiert. Denn Mannschafts- und TW-Traienr sehen durchaus Unterschiede. So gibts nach wie vor Mannschaftstrainer, die sortieren Keeper auch nach Körpergröße und Körpersprache aus! Da läßt es sich denken, dass Keeper, die in den letzten Monaten eines Jahres geboren wurden, physische und/oder psychische hier zeitweilig Nachteile haben. Da kannst du diesen Trainern zig Beispiele nennen, in denen sich die Nachteile einer späteren Geburt später neutralisiert haben! Man glaubt es einfach nicht! Allerdings sortieren solche Leute auch Keeper aus, die mit 12 Jahren besonders groß, aber mit 14 besonders klein sind. Hauptsache, man hat sofort Erfolg und muß es nicht dem späteren Trainer gönnen!


    Mich hingegen interessieren nur solche Faktoren, die ich als Trainer zum jeweiligen Zeitraum durch Training beeinflussen kann. Was soll ich mit einem Gardemaß Keeper, der immer 3 Meter vor der Position entfernt ist, an der er eigentlich sein sollte. Was nützen ihm dann noch die 10 cm mehr an Körperlänge, wenn er trotzdem nicht an den Ball kommt? Wenn ich unbedingt wissen wollte, wie groß einer später wird, dann brauche ich mir nur seine Elten anschauen, rechne ein paar Centimeter drauf und kann mich einigermaßen darauf verlassen. Aber worin besteht dann die Kunst die Fähigkeiten zu erkennen und sie opitmal zu trainieren?


    ich sehe allerdings auch in vielen Bereichen des Fussballs kurzfristig wenig Änderungschancen. So bekommt es der DFB auch nach mehrjähriger Vorlaufzeit nicht hin, in seinem TW-Ausbildungsprogramm über den Status einer Informationsveranstaltung hinaus soviele Inhalte zu vermitteln, dass sich zumindest bei Mannschaftstrainern mit dieser Zusatzausbildung das Bild wandelt?


    Übrigens, die kurzfristige Änderung der Sichtweise in der Talentförderung mag sich vielleicht auf dem Papier nicht so schnell ändern, wohl aber bei den damit beauftragten Personen. Selbst Uli Hoeneß ist nach wenigen Besuchen im Jugendzentrum seiner Bayern aufgefallen, dass es auf Vordermann gebracht werden muß!


  • Absolut populistisch !!!!


    Hier einen zwiingenden Kausalzusammenhang zwischen Aussortieren im Fussball und einer kriminellen "Karriere" auch nur anzudeuten, ist absolut unredlich.


    Dann auch noch emprisch zu argumentuieren....- ich kenne diverse Aussortierte NLZ-Spieler, im Gegensatz zu dir Auch von mir aussortierte, und ich habe da ganz andere "Daten". Und das bei einer sicherlich signifikant höheren Anzahl von ehemaligen "NLZ-Kindern", als du sie hast.


    Und wenn dem so wäre, dann müsste man die Kinder grundsätzlich vom Fussball fernhalten, denn Aussortieren gibt es dort überall. Vom Stammspieler zum Wechselspieler. Von der ersten zur zweiten Mannschaft bis hin zum "Nichtschaffen" in die erste Männermannschaft im Verein. Das alles sogar ohne jeden Vereinswechsel im kleinen Verein!!!



    Davon ab, ist es für jedes Kind, jeden Menschen erstrebenswert, ein gutes Selbstbild, ein gesundes Selnstvertaruen zu besitzen. Dann kam man mit Enttäuschungen (die jeden treffen, sei es in Schule, Freundeskreis, Familie oder auch Liebe) besser umgehen, was Auswirkungen auf andere Lebensbereiche, also das beschriebene Abrutschen unwahrscheinlicher macht.
    Und für dieses Selbstbild, sind zu allererst die Eltern verantwortlich.
    Und das betrifft dann auch den elterlichen"Umgang" mit dem leistungsorierntierten Fussball. Und dort, wo das funktioniert, da wird die Zeit rückblickend immer als schön und gewinnbringend für das Kind gesehen. ABer da funktioniert wohl eh auch vieles in der sonstigen Erziehung und entwicklung der Kinder gut.




    Würde noch deinen Rae-Teil und anderes kommentieren, habe ich ja schon öfter gemacht, habe jetzt abwer keine Zeit und du wirst eh deine populistischen Pasolen weiter dreschen ohne konsturktiv dich mit dem Thema anderen Meinungen auseinander zu setzten.
    Denn dein praktikabler Vorschlag, wie man RAE entgegenwirken soll, als Verantwortlicher eines NLZs zB, bist du bist heute schuldig geblieben.
    Du meckerst nur um unlautere Motive der sieggeilen Trainer, konstruktiv bist du nie.


    Ist wie die "beliebten" Eltern im Kindergarten und in der Schule, im Fussball oder wo auch immer.
    Alles kritisieren, aber nur populistisch und plakatib, aber nie konstruktiv.
    Dabei bist du intelligent, du machst es also wider besseren WIssens. Traurig, traurig.

    "Wenn zwei Menschen immer der gleichen Meinung sind, dann ist einer von ihnen überflüssig." Winston Churchill

  • Natürlich schafft es nicht jeder zum Profi. Denke da immer an ein sehr interessantes Interview mit Norbert Elgert, welches ich vor ein paar Monaten gelesen habe.


    Die Jugend im NLZ zu durchlaufen hat so viele Vorteile, zum einen auch die Begleitung Richtung Schulabschluss, aber auch sportliche Dinge:


    - internationale Reisen, vergleiche im Ausland, dadurch sieht man halt auch Länder, die man im Dorfverein nicht sieht
    - Spiele in den höchsten deutschen Nachwuchsligen, wie oben beschrieben, das Umfeld im großen Verein kennenlernen
    - Das Erlernen von Respekt und FairPlay, was in den Leistungsmannschaften das A und O ist, aber auch Umgang mit Menschen, man lernt halt was fürs Leben
    - auch wenn es nicht ganz zum Fußballprofi reicht, kann man finanziell profitieren, man spielt zwar nicht ganz oben, aber durchaus höherklassig (auch in der Regionalliga/ Oberliga, etc...) kann man gut dazu verdienen


    Zum letzten Punkt kann ich sogar ein Beispiel einbringen. Ein ehem. Mitspieler aus meiner Jugendzeit is. In der U14 zu einem NLZ (zu der Zeit gab es den Begriff noch nicht, Zweitligist) gewechselt, hat dort lange gespielt... 2 Jahre in der U23.
    Nun kickt er in der hiesigen Oberliga und finanziert sich durch den Fußball sein Studium. Andere gehen abends kellnern, er geht seinem Hobby nach. Insofern ist es auch nach eigenen Angaben sehr positiv für ihn gelaufen

  • Es hat sicherlich viele positive Dinge, aber eben auch negative. Und das gilt auch schon unterhalb eines NLZ, sobald es recht leistungsorientiert wird. Ich war als Jugendlicher ein ganz guter Fußballer; nicht ganz spitze, aber für die höchste Spielklasse in der B-Jugend hat es noch gereicht. Auf sportlicher Ebene waren es tolle Erlebnisse gegen den Nachwuchs von Bundesligisten zu spielen und das halt mit auch lauter fußballbegeisterten und guten Fußballern in der eigenen Mannschaft. Auch mal ins Ausland zu reisen mit der Verbandsauswahl, Vergleichsspiele gegen eine Jugendnationalmannschaft eines kleineren Landes, gegen Verbände aus anderen Ländern, sich schön von den viel besser ausgebildeten Holländern eins überbraten lassen, usw. :-). Nichtsdestotrotz ist aber eine Entscheidung für leistungsorientierten Fußball auch immer eine gegen etwas anderes. Und bei einem NLZ intensiviert sich sicher das positive wie das negative nochmal. Durch die viele Zeit, die man investiert, bleibt weniger Aufmerksamkeit für anderes. Das kann die Schule sein, das können soziale Kontakte außerhalb des Fußballs sein. Bei mir hat damals definitiv beides gelitten. Ersteres war nicht groß problematisch, weil ich in der Schule die Begabungen richtig auf die Fächer verteilt hatte, so dass ich trotzdem ohne ernsthafte Probleme durchgerutscht bin. Außerdem wird da wohl mittlerweile und bei guten Vereinen drauf geachtet. Zweiteres war bei mir ein Problem, weil ich irgendwann wegen Verletzungen mit dem aktiven Fußball aufhören musste und dann mit einem Schlag der Großteil des sozialen Netzwerks weggebrochen ist. Es kann also dazu führen, dass man gute Erlebnisse hat und hinterher noch ein paar Euro mit seinem Hobby verdient. Es kann halt auch anders laufen und dann sieht die Rechnung vielleicht hinterher anders aus, weil man halt einfach auf Dinge verzichtet. Ich bin halt seltener als Jugendlicher mit den Kumpels weggegangen, weil mir das Spiel sonntags wichtig war. Das war's mir wert, nur ist es eben nicht so, dass den guten Dingen, die man erlebt, dann nicht auch Verzicht auf andere Dinge gegenübersteht. Nur mal so als persönliche Erfahrung.


    Im Übrigen wage ich es etwas zu bezweifeln, dass das Erlernen von Respekt und FairPlay im leistungsorientierten Fußball in besonderem Maße gefördert wird...

  • Danke @TrainerT und @fak für die differenzierten Schilderungen. Das hilft sicher Eltern/Kindern, die vor einer ähnlichen Entscheidung stehen. Wie es konkret laufen wird, weiß man zwar immer erst hinterher. Aber es ist hilfreich, zumindest mögliche Entwicklungswege zu kennen.


    Das war's mir wert, nur ist es eben nicht so, dass den guten Dingen, die man erlebt, dann auch Verzicht auf andere Dinge gegenübersteht.

    @fak
    In Deinem Satz ist ein "nicht" zuviel, oder?


    Grüße
    Oliver

  • Natürlich schafft es nicht jeder zum Profi.

    Richtig. Ich finde, wie @Don Quijote ja auch, deinen Beitrag, den von @fak und auch die von @Sir Alex und @Chris sehr interessant. @Don Quijote kenne ich ja persönlich, ich bin davon überzeugt, dass der Aufenthalt im NLZ für seinen Sohn die aktuell beste Option ist. Ich selbst möchte auch überhaupt nicht in Abrede stellen, dass es vorbildliche NLZ und ebenso vorbildliche ambitionierte Vereine ohne NLZ gibt. Ich gebe nur zu bedenken, dass ich es so empfinde, dass um die höherklassig spielenden Vereine, die DFB-Stützpunkte und die NLZ ein erheblicher Hype betrieben wird. Dadurch werden Hoffnungen geschürt, die in nahezu allen Fällen enttäuscht werden, wobei der Grad der Enttäuschung natürlich von Fall zu Fall und von Ort zu Ort (als Oberbegriff für die drei genannten Organisationsformen) variiert. Und dazu gehören auch, wie ich finde, beschönigende Formulierungen wie die obige. Ich möchte dir, @TrainerT, überhaupt keine böse Absicht unterstellen, aber wäre es nicht treffender, wenn man stattdessen schreiben würde: "Natürlich schafft es nur eine kleine Minderheit zum Profi." Oder, wenn es doch keine kleine Minderheit ist, weil man nicht nur die obersten drei, sondern noch weitere Ligen hinzu zählt, so fände ich es besser, wenn man sagen würde: "Im Schnitt haben es in den letzten zehn Jahren X Spieler in die Bundesliga, Y in die zweite, Z in die dritte und W in die vierten bis sechste Spielklasse geschafft." Interessant wäre noch, wenn es dafür Daten geben sollte, wie viele Spieler ein Angebot aus den verschiedenen Ligen hatten, sich aber dagegen entschieden.

    "Be yourself; everybody else is already taken." (Oscar Wilde)

  • Danke @TrainerT und @fak für die differenzierten Schilderungen. Das hilft sicher Eltern/Kindern, die vor einer ähnlichen Entscheidung stehen. Wie es konkret laufen wird, weiß man zwar immer erst hinterher. Aber es ist hilfreich, zumindest mögliche Entwicklungswege zu kennen.


    @fakIn Deinem Satz ist ein "nicht" zuviel, oder?


    Grüße
    Oliver

    Jep, oder eins zu wenig...hab's editiert.