Positionstraining in der G-F?

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  • Letztens hatten wir ein Aufbauspiel für unsere 2007er gegen die 1. 2008er (2007er hatten eher maue Ergebnisse in der Saison, viele neue Spieler), und der 2008er Trainer hat den Spielern ständig "Wo ist deine Position?" zugerufen. Das hatte mich zunächst sehr überrascht, da ich den Trainer eigentlich als KiFu-Trainer kenne. Auf Nachfrage stellte sich heraus, dass die Kinder das von ihrem Trainer gewünscht hatten, da die Mannschaft in einer stärkeren Staffel eingeteilt ist und die anderen in der Staffel das auch so machen. (Ich frage mich da, woran die Kinder das gemerkt haben und ob das denen nicht doch von irgendwelchen Eltern eingeredet wurde).


    Was würdet ihr in dieser Situation machen?


    Die 2007er (schwache staffel, 2 Siege Rest Niederlagen) kennen als taktische Anweisungen eher "nicht vorne stehenbleiben, mit zurücklaufen" und haben das Spiel dann doch relativ locker gewonnen. Dies liegt nicht unbedingt an körperlicher Überlegenheit (2 der 2008er waren größer als alle 2007er Feldspieler), sondern eher daran, dass die 2007er technisch weiter waren und das Mittelfeld dominiert haben. Das Spiel selbst war eine gute Idee denke ich, die 2007er sind körperlich vergleichsweise klein und haben gegen körperlich starke (bzw schnelle) Mannschaften frustrierende Ergebnisse eingefahren. Sie konnten hier etwas Selbstvertrauen in ihre technischen Fertigkeiten tanken. Die 2. 2008er hat parallel gegen die 2009er gespielt, davon hab ich allerdings wenig mitbekommen.


    Die 2007er spielen übrigens auch mit einer 2-3-1-Formation, allerdings hat der Stürmer die Anweisung, mit zurückzulaufen und nicht auf Pässe zu warten, so dass sich eher eine kompakte 2-4-Formation bildet, bei der die Spieler auch selten an die Außenlinien gehen.

  • Auf Nachfrage stellte sich heraus, dass die Kinder das von ihrem Trainer gewünscht hatten, da die Mannschaft in einer stärkeren Staffel eingeteilt ist und die anderen in der Staffel das auch so machen. (Ich frage mich da, woran die Kinder das gemerkt haben und ob das denen nicht doch von irgendwelchen Eltern eingeredet wurde).


    Was würdet ihr in dieser Situation machen?

    Er sagte also, dass ihn die 6/7-Jährigen um taktische Anweisungen gebeten haben...

  • Es mir geht darum, wie viel Positionsspiel/Positionsverständnis/Positionstreue man Kindern in der G/F beibringen kann oder soll.


    Eigentlich sollte Positionsspiel ja im Kinderfussball keine so große Rolle spielen (lt DFB) aber ein gewisses MInimum an Positionszuweisungen und Positionsverständnis gibt es wohl in jeder Mannschaft. Ich würde gerne wissen, wie die Kindertrainer hier das handhaben. Irgendwo zwischen "alle auf den Ball" und "Spieler A wartet an der linken Außenlinie auf Höhe X auf einen Pass".

    1. Siehe oben, vielleicht ist "Positionstraining" das falsche Wort. Bin als Papa eher Laie, deswegen frag ich ja.
    2. Möglichst wenig? Nicht stehenbleiben? Dranbleiben? Was ist Deine Meinung?
    3. 2-3-1 ist bei unseren 2007ern zwei Verteidiger, drei Mittelfeldspieler und ein Stürmer... wobei die Rollen von Mittelfeldspieler und Stürmer kaum getrennt sind. Ich glaube nicht, dass die Kinder wissen, dass das 2-3-1 oder 2-4 ist.

    Er sagte also, dass ihn die 6/7-Jährigen um taktische Anweisungen gebeten haben...

    Ein Vater aus der Mannschaft, der mit mir im Zuschauerbereich stand, meinte, die Kinder wollten bei den besseren Mannschaften taktisch mithalten können. Den genauen Wortlaut kann ich hier mangels fotografischen Gedächtnisses nicht wiedergeben.

  • Nachdem ich einige interessante Diskussionen als „stiller“ Mitleser verfolgen konnte, habe ich mich nun entschlossen, selbst aktiv zu werden.
    Auf dass ich meine Erfahrungen weiter geben und von euch viel lernen kann :)


    Zum Thema:
      FBPapa07: Wie von TW-Trainer bereits angedeutet, haben solche Aussagen wie „Wo ist deine Position?“ wenig mit dem Positionsspiel bzw. Positionstraining gemein.
    Das Positionsspiel beschreibt eine Spielweise, bei der man durch zahlreiche Positionswechsel und langen Passstafetten versucht, Lücken in die Verteidigung des Gegners zu reißen. Dieses System findet z.B. bei Louis van Gaal, oder bei Pep Guardiola Anwendung.
    Des Weiteren bedeutet Positionstraining, dass man für bestimmte Positionen bestimmte Fähigkeiten benötigt und diese deshalb überdurchschnittlich viel trainiert werden müssen. So müssen Stürmer z.B. das Verwerten von Flanken intensiv geübt haben, während dies für Mittelfeldspieler weniger von Bedeutung ist. Da es aber im Kinderfußball noch keine festen Positionen geben sollte (zumindest meiner Meinung nach), findet dieses spezifische Positionstraining erst ab der B- oder A-Jugend statt.


    Ich denke deine Frage war eher, ob man in diesen jungen Jahren schon taktische Anweisungen geben sollte, oder eher die Spieler frei spielen lassen sollte. In diesem Thema scheiden sich bekanntlich die Geister. Ist, wie bei deinem Beispiel genannt, die Mannschaft auf Erfolg aus, rate ich zu den taktischen Anweisungen. Ich selbst bin der Meinung, dass es die Mischung macht. Das ist für den Trainer nur gleichzeitig die schwerste Herausforderung.


    Beim Thema Anweisungen ist es extrem wichtig, dass sie für die Kinder verständlich sind und optimaler Weise zuvor mit den Kindern abgesprochen wurden. Wenn die Kinder etwa im Training lernen, das Spiel im Ballbesitz möglichst groß zu gestalten, so kann man durch ein vereinbartes Coachingwort wie „Auseinander“/ „Breit“ die Kinder an taktische Grundprinzipien erinnern. Mit Aussagen wie „Warum bist du in der Mitte?! Du spielst doch links“ (nur um ein Beispiel zu nennen) muss man sehr vorsichtig sein. Dieser Spieler wird sich in Zukunft nicht mehr in die Mitte trauen, auch wenn es in kommenden Situationen sinnvoller wäre einzurücken. Was ich damit sagen möchte, ist, dass man den Spielern nicht einfach sagen darf, tue dies, tue das. Die Spieler führen zwar eventuell diesen Befehl aus, aber er hilft ihnen auf Dauer nicht weiter. Sie müssen selbst lernen, Entscheidungen zu treffen. Dabei muss der Trainer den Kindern helfen, also den Kindern im Training taktische Situationen präsentieren und dann mit ihnen zusammen Lösungen suchen.


    Ich hoffe ich konnte dir weiterhelfen, falls nicht, versuche ich es gerne nochmal :)
    Für weitere Fragen stehe ich gerne zur Verfügung.


    Gruß

  • @Prof.Dr.Trainer


    Vielen Dank für deinen Kommentar. Besser hätte ich es gar nicht sagen können.


    Es zeigt eigentlich sehr deutlich die Problematik, wenn Eltern einerseits über die Fernsehbilder einzelne Sätze aufschnappen und dann so interpretieren, wie es nach ihrer Ansicht für den Kinderfussball zulässig wäre. Ähnliches gilt natürlich auch für die Trainer dieser untersten Stufen.


    Im Unterschied zum Bolzplatz, bei dem Kinder unter sich spielen, sind bei anderen Spielen erwachsene Trainer und Eltern anwesend, die immer wieder mit der Frage konfrontiert sind, wie sie das Spiel geeignet unterstützen können.


    Soll man sich darauf beschränken, einem Kind, dass sich bei einer Atkion weh getan hat, zu trösten? Soll man lediglich applaudieren, wenn eine Aktion erfolgreich abgeschlossen wird? Oder soll der Trainer unterstützend eingreifen, indem er die im Training vermittelten Botschaften durch einfache Hinweise ins Gedächtnis ruft? Auch ich habe dazu keine abschließende Meinung, möchte jedoch davor vor jeglicher Form von Perfektionismus warnen. Denn der Kinder- und Jugendfussball sollte eine Kombination aus Spaß und Erlernen der Sportart sein. Erst im `Übergang zum Leistungssport sollten Ziele vereinbart werden, über die man gemeinsam und partnerschaftlich einen Weg vereinbart und diesen stetig kommuniziert.


    Einem Kommando-Gehorsam-Fussball per Drill erteile ich nicht deshalb eine Absage, weil er zu einer Athmosphäre der Angst (vor Fehlern) und Ohnmacht (gegenüber den Trainerentscheidungen) führt, sondern der Erkenntnisbereich, der durch Risikoabwägung erweitert werden kann, stark einschränkt. Man trifft selbst in obersten DFB-Kreisen eine Form der Verständnislosigkeit gegenüber der Jugend, die nach ihrer Meinung nicht (mehr) zur Selbstkritik fähig wäre. Dabei vergessen sie, dass insbesondere auch sie zu keiner Selbstkrititk mehr fähig sind, weil ihr eigenes Weltbild sehr stark verfestigt ist, sodass kaum noch Platz für Veränderungen vorhanden ist. Es kann nicht Sinn der Sache sein, die eigenen Erfahrungen als Maßstab für die Kindheit und Jugend der nachfolgenden Generation zu sehen.


    Wer für sich die Entscheidung trifft, über den Bolzplatzfussball hinaus Trainerhinweise zu geben, der sollte sich intensiv mit dem Coaching befassen.


    Dennoch ist das Training die Zeit zum Üben und der Wettkampf die Zeit zum Ausprobieren. Jeder Eingriff in die Phase des Ausprobierens schränkt die Erkenntnis der Kinder deshalb ein, weil sie etwas per Trainerkommando tun sollen, was sie noch nicht verstehen und erst noch im Training verstehen lernen sollten.


    Wer das Spiel seiner Mannschaft aufmerksam beobachtet, statt sich ausschließlich mit dem Spielergebnis zu beschäftigen, der wird sich ein gutes Bild über seine einzelnen Schützlinge machen können.

  • Ein Vater aus der Mannschaft, der mit mir im Zuschauerbereich stand, meinte, die Kinder wollten bei den besseren Mannschaften taktisch mithalten können.

    In dieser Aussage zeigt sich genau das, was @TW-Trainer mit dem nächsten Zitat anspricht.

    Es zeigt eigentlich sehr deutlich die Problematik, wenn Eltern einerseits über die Fernsehbilder einzelne Sätze aufschnappen und dann so interpretieren, wie es nach ihrer Ansicht für den Kinderfussball zulässig wäre. Ähnliches gilt natürlich auch für die Trainer dieser untersten Stufen.

    Es ging um 08er. Zu dem Zeitpunkt also noch G-Jugend. Die nehmen solche Dinge von sich aus nicht wahr.
    Man kann es denen vermitteln, das ist gar keine Frage: Der Verteidiger darf nicht über die Mittellinie, der Außenspieler bleibt an der Außenlinie, der Zentrumsspieler in der Mitte und der Stürmer vorne. Wahrscheinlich wird man damit sogar in der G-Jugend viele Spiele gewinnen.
    Irgendwann kommt dann jedoch ein Trainer und möchte Spielintelligenz vermitteln. Der muss dann erst die Schrauben lösen, mitt denen die Spieler auf "ihren" Positionen befestigt sind.
    Ich werde in ein paar Wochen wieder Spieler übernehmen, die auf ihre Positionen getackert sind. Im zweiten Themenblock von Mitte Oktober bis in die Halle hinein geht es um Passtechnik und die Anwendung in Spielformen. Wir werden dann über die Tschechenrolle 3:2-Spiele machen und die Kinder werden feststellen, wie einfach das in Unterzahl zu verteidigen ist.
    Es braucht dann oft etwas, um sie zu Lösungen zu lenken, gerade NICHT die Position zu halten. Schließlich haben sie über Jahre gehört "halte Deine Position".

  • die Kinder wollten bei den besseren Mannschaften taktisch mithalten

    2008er wollen taktische Mitteln nutzen, um gegen bessere Mannschaften mitzuhalten. Aha.
    Mir ist noch kein 2008er begegnet, der etwas mit dem Begriff Taktik anfangen kann, geschweige denn ein 2008er der taktische Mittel gezielt anwenden möchte.
    Es scheint doch so, dass eher die Eltern hinter diesem Wunsch stecken. Meiner Erfahrung nach weiß ein Großteil der Bambinis gerade wo links und rechts ist.
    Diejenigen Kinder, die Erwachsenenspiele sehen, fragen gelegentlich ob sie Stürmer sind oder Mittelfeld. Allerdings hüpfen sie dann nach ein paar Sekunden Spielzeit irgendwo auf dem Feld umher.
    Häufig habe ich Mannschaften gesehen, wo das Positionsspiel genau so aussah, wie von @Follkao beschrieben. Die Verteidiger durften nicht über die Mittellinie (standen zumeist noch schön auf einer Linie), der bzw. die Stürmer standen vor dem gegnerischen Strafraum und warteten auf Bälle, während sich die Mittelfeldspieler die Lunge aus dem Hals rannten. Die Trainer dieser Mannschaften lobten dann oft die taktische Disziplin ihrer Truppe. Dagegen sieht der Bambini-typische Bienenschwarm für den Laien natürlich rückständig aus.
    Nichts anderes habe ich beim Passspiel beobachtet. Wie oft wurde ich mit Aussagen von Eltern konfrontiert, was der Gegner doch für ein tolles Passspiel aufgezogen hat. Wohlgemerkt bei Bambinis!


    Zur Ausgangsfrage:


    Es mir geht darum, wie viel Positionsspiel/Positionsverständnis/Positionstreue man Kindern in der G/F beibringen kann oder soll.

    Ich lege so gut wie keinen Wert darauf. Bei der Einteilung vor dem Spiel unterscheide ich in Vorne, Mitte und Hinten. Die Kinder wissen was damit gemein ist. Wenn das nach einigen Spielen soweit klappt, sollen sie versuchen, die linke und die rechte Seite zu besetzen, egal mit welchem Spieler.
    Das genügt aus meiner Sicht als Vorgabe und hat bei "besseren" Kindern dazu geführt, dass sie mit 7 Jahren häufig selbstständig ihre Positionen wechseln und die "Ordnung" dennoch erhalten bleibt.


    Was sollen die Ansprachen:

    Nicht stehenbleiben? Dranbleiben?

    bewirken?
    Wenn ein Kind (08er) nicht mehr rennen kann oder will, bleibt es stehen. So lange es laufen kann und will, wird es versuchen den Ball zu bekommen. Dann muss ich es nicht von außen zutexten.
    Außer ihm wird "verboten" die Mittelinie zu übertreten oder seine Seite zu verlassen, dann wird es dank der Vorgabe stehen bleiben. So etwas habe ich auch schon erlebt...

  • ich finde ein paar anweisungen sind schon manchmal angebracht, wenn kinder im spiel komplett wegtreten, mach ich sie schon darauf aufmerksam das sie sich mehr einbringen dürfen. ich hab auch kinder dabei die sich oft nicht trauen ins dribbling zu gehen und stattdessen immer recht schnell abspielen, die ermuntere ich dann auch den ball zu behalten um mal den versuch zu starten am gegenspieler vorbei zu gehen.

  • @hinkebein


    Deine Antwort zeigt mir, dass du dir zumindest ein paar kritische Anmerkungen zu Herzen genommen hast.


    Solltest du kurzzeitig das Gefühl haben, dich in einer Minderheit zu begeben, so kann ich versichern: du vertrittst eindeutig die Mehrheit der der Eltern und Trainer im Jugendfussball.


    Selbst in der untersten Auswahlstufe notieren die Lizenztrainer sorgfältig die Positionen. Selbst im alljährlich stattfindenden Duell der Positionen im Kinderfussball in Duisburg-Wedau ignoriert man mit großer Gelassenheit, dass diese Kinder noch gar nicht alt genug dafür sind und vor lauter Heimweh ihre Bettkissen vollheulen.


    Ist man doch allzusehr in seiner eigenen Fussballwelt behaftet, in denen es kaum einen Unterschied macht, ob es sich ums Nationalteam, eine Top-Profi-Mannschaft oder um eine zufällige Ansammlung von Kindern aus allen Ecken Deutschland handelt! Selbst, wenn ich mich wiederholt über Nominierungen freuen durfte, konnte ich mich des Eindrucks fehlender Durchgängigkeit bei der Leistungsbeurteilung nicht erwehren. Da wird sich dann unterhalten, ob das Talent eher einem Messi oder einem Ronaldo nachkommt? Die kontrolliert ja auch niemand wirklich! Es kommen lediglich von Zeit zu Zeit Neue!


    Ich finde es super, dass du hier deinen Meinung äußerst, deine Fragen hier stellst und hoffentlich immer auch Antwortben bekommst, mit denen du etwas anfangen kannst? Das dein Thema durchaus eine Diskussionsberechtigung hat, erkennst du ebenfalls an den Antworten.

  • @FBPapa07: Was du da beobachtet hast ist Blödsinn. "Been there, done that", und es war nicht gut. Wenn man Bambinis und jungen F-Junioren, die keinen Überblick über das Spielfeld haben, Positionen zuweist, dann führt das langfristig in eine Sackgasse. Denn sie sind noch überhaupt nicht in der Lage dazu, zu bewerten, wann es sinnvoll ist, die Position zu halten und wann nicht. Sie werden so in aller Regel starr an ihren Positionen kleben und ein gehöriges Maß an Eigeninitiative verlieren.


    @Follkao hat vollkommen Recht:

    Die [G-Junioren, Anm. des Verf.] nehmen solche Dinge von sich aus nicht wahr. Man kann es denen vermitteln, das ist gar keine Frage: Der Verteidiger darf nicht über die Mittellinie, der Außenspieler bleibt an der Außenlinie, der Zentrumsspieler in der Mitte und der Stürmer vorne. Wahrscheinlich wird man damit sogar in der G-Jugend viele Spiele gewinnen.

    Genau: jegliche Eigeninitiative abtöten, feste Positionszuweisung. Ja, so kann man Spiele gewinnen, aber nur so richtig, wenn die eigenen Spieler den Ball auch druckvoll einander zupassen können. Denn wenn man, gerade in der Offensive, feste Positionen zuweist, die entsprechend weit aufgefächert sind, so wird der Passempfänger im typischen G-Jugend- und Jungem-F-Jugendspiel sich recht weit weg von der "Abwehrtraube" der verteidigenden Mannschaft befinden. Er muss sicherlich den Ball schnell genug verarbeiten können, da ja aber weit und breit kein Gegenspieler vorhanden ist, ist selbst das nicht ganz so schwer. Anschließend muss er 'nur noch' ein bisschen aufs Tor zulaufen und dann satt abschließen.


    Das Blöde ist: Sowas sieht für unkundige Zuschauer auch noch gut aus, so richtig herausgespielt und so. Es ist aber eigentlich Mist. Denn diese Spieler lernen praktisch überhaupt nicht, wie sie den Ball auch unter Druck behaupten, das offensive 1:1 wird völlig ausgespart, weil der Pass ja stets die bessere Option ist. In der E- und D-Jugend ist dann der Glanz verflogen, gegen defensivstärkere und ballsichere Mannschaften sehen die ehemaligen G-Junioren-Champions dann nicht mehr viel Land..


    Irgendwann kommt dann jedoch ein Trainer und möchte Spielintelligenz vermitteln. Der muss dann erst die Schrauben lösen, mitt denen die Spieler auf "ihren" Positionen befestigt sind.

    Und das ist fürwahr nicht einfach, noch weniger, wenn, was ja im Sinne des Erfolges auch häufig passiert, Kinder stets auf einer Position eingesetzt werden. Überzeuge sie mal davon, dass sie auch mal woanders spielen oder zumindest aushelfen müssen, wenn es gegen Teams geht, die in fast kompletter Stärke angreifen und es tatsächlich verstehen, eine Überzahl zu nutzen..


    Es braucht dann oft etwas, um sie zu Lösungen zu lenken, gerade NICHT die Position zu halten. Schließlich haben sie über Jahre gehört "halte Deine Position".

    Amen.

    "Be yourself; everybody else is already taken." (Oscar Wilde)

  • Positionstraining bei Bambinis?


    Sorry, eher nicht. Die Jungs und Mädels wollen ausprobieren was geht und nur so lernt man.
    Ich weiß ja nicht, was Du für eine G-Mannschaft trainierst und wieviele G-Spieler es bei euch gibt und ob die Mannschaft in einer Punktspielrunde angemeldet ist (gibts auch)?
    Wenn es bei euch 4 bis 5 G-Mannschschaften gibt und die Besten daraus in einer G1 spielen ist das was anderes wie es nur eine Bambini-Mannschaft gibt.


    Ich habe jedenfalls schon den einen oder anderen Spieler, der von sich aus einen Blick für das Spielgeschehen hat und zB als Abwehrspieler von selbst erkennt, wo er mit aushelfen muß, andere stehen aber wie ein Pilz im Wald auf ihrer "zugeordneten" Position und warten ob ein Ball zu ihnen kommt und so kommt kein Spiel zustande.


    Wenn Du dann gegen stärkere Gegner spielst, dann hast Du halt Spieler, die die Position halten, aber dann muß auch das Passpiel und Spielaufbau damit verbunden sein sonst bringt das nichts, schon garkeinen Spaß. Auch wenn manch Eltern meinen, da müßte ein Spielsystem wie vom Bundesligasamstag zugrunde liegen und das schön und professionell finden, wenn man da 3/2/1 kickt oder sonstwas ... als Trainer kennst Du Deine Mannschaft irgendwann gut und dann machst Du mit denen nur Spiele, bei denen sich die Kids weiterentwickeln können!


    Such Dir doch einfach Mannschaften, die genauso stark/schwach kicken wie eure und mach regelmäßig Freundschaftsspiele, die dann ausgeglichen sind bzw. dann auch mal gegen etwas stärkere Mannschaften - egal ob Position/System oder sowas – wirst sehen über den Spaß kommt das Lernen und die Spieler entwickeln sich so viel besser weiter als über ein vorgegebenes System oder die Taktik, die Trainer/Eltern gerne sehen würden (wobei ich da nun Eltern nicht verstehen kann bzw. man als Trainer mit denen durchaus reden kann was die Trainingsziele bei 5/6-Jährigen sein sollen/können! - da gibts schon den einen oder anderen Papa, der im Training nicht mithilft und auch sonst nie auftaucht, beim Spiel und Turnier aber gerne aus seinem SKY-Bundesliga-Wissen heraus dann, wenn er mal ein Spiel seines Sohnes anschaut weitaus besser als der Trainer weiß, wie das alles zu laufen hat :-)))) ... dann kann nämlich jeder Spieler ausprobieren, was geht und was nicht; da lernen die Kids mehr als man im Training üben kann. Und Du lernst nebenbei Deine Kids besser kennen, wer wo wie Unterstützung braucht, ebenso kannst Du dann von Spiel zu Spiel kleine Aufgaben an die Mannschaft geben, zB. Bälle weit aus der Abwehr zu bringen, zur Seite zu spielen, was Du auch prima wieder im Training in Übungen verpacken kannst ...
    Und was wirklich gut funktioniert: wenn Du 3 bis 4 gleichwertige "Gegner" hast, dann organisier eine Spielrunde Jeder-Gegen-Jeden als kleine Mini-Liga mit einem Spiel alle 2 Wochen oder jede Woche, ist ein bisschen Organisationsarbeit, aber macht viel Spaß und führt auch schon auf die Zukunft in der F2 hin.


    Gruß mik

  • @milk


    Vielen Dank für deinen Beitrag. ich denke, der hätte noch viel besser in den Thread gepaßt, in der es ums zeitgemäßige Nachwuchskonzept ging.


    Ein wenig ungläubig hab ich jedoch die Zeilen gelesen, in denen du Bambinies beschriebst, die ein Passspiel und einen systematischen Spielaufbau betreiben. Gibts die wirklich oder ist es für Trainer dieser Altersstufe doch eher ein noch unerfüllter Wunsch verbunden mit der Vorfreude für spätere Tage?

  • @TW-Trainer so recht werd ich nicht schlau aus deinem beitrag zu meinem post. ich kann nicht mehr nachvollziehen welche kritischen bemerkungen ich mir zu herzen genommen haben soll. bei uns werden die positionen regelmäßig rotiert und die pos sollen auch nicht strikt gehalten werden. das soll nicht negativ aufgefasst werden, aber so recht passt der beitrag von dir nicht zu meiner selbstwahrnemung.

  • Hochinteresanntes Thema zu dem ich mich auch zu Wort melden will.


    Zuerst eine Bemerkung am Rande: Wir spielen 1+4, also macht die "Position" an sich noch weniger aus, als beim 1+6. Was ich auch gut so finde.


    Denn U7/G-Jugend Spieler sollten kicken und sich nicht auf irgendwelche Vorgaben von Erwachsenen konzentrieren. Deshalb kennen meine Spieler lediglich 2 Positionen: TW und Feldspieler.
    Vorteil: Alle Spieler beteiligen sich aktiv am Spiel. JEDER Spieler läuft, dribbelt, grätscht, schießt, (passt). Bei meinen Kids war das dann tatsächlich so, dass sie rudimentäre Anzeichen des ballorientierten Verteidigen gezeigt haben. (Siehe Thread "Es funktioniert tatsächlich")
    Nachteil: Es wird durchaus das eine- oder andere Gegentor fallen, weil ganz einfach kein Ausputzer absichert. Ich persönlich finde es fürchterlich, dass es bei vielen Vereinen im KIFU einen klassischen Ausputzer gibt, der lediglich dazu da ist die Angriffe der Gegner abzufangen (egal wie) und von Zuschauern und Trainern bejubelt wird, wenn er den Ball in Out drischt.


    Für den Sommer/Herbst wo wir dann U8/F-Jugend spielen (allerdings immer noch 1+4) habe ich mir vorgenommen, die Positionen Verteidiger und Stürmer sowie die Begriffe Vorne, Hinten, absichern und anbieten einzuführen. Wobei die Positionen ständig getauscht werden und die jeweiligen Positionen mit folgenden Aufgaben verbunden sind:


    Verteidiger:
    1. Der Gegner ist in Ballbesitz
    1.1 Wenn ich der nächste Spieler zum Ball bin muss ich den Ballführenden attackieren
    1.2 Wenn bereits ein Mitspieler den Ballführenden attackiert muss ich ihn unterstützen, indem ich ihn ein paar Schritte weiter hinten absichere.


    2. Wir sind in Ballbesitz
    2.1 Wenn ich den Ball erobert habe, habe ich entweder die Möglichkeit nach vorne zu dribbeln und aufs Tor zu schießen, oder den Ball zu einem Mitspieler zu passen.
    2.2 Wenn ein Mitspieler den Ball hat, muss ich ein paar Schritte hinter im bleiben um ihn im falle eines Ball abzusichern.


    Stürmer:
    1. Der Gegner ist in Ballbesitz
    1.1 Ich muss den Ball erobern.


    2. Wir sind in Ballbesitz
    2.1 Wenn ich den Ball erobert habe, habe ich entweder die Möglichkeit nach vorne zu dribbeln und aufs Tor zu schießen, oder den Ball zu einem Mitspieler zu passen.
    2.2. Wenn ein Mitspieler den Ball hat, muss ich mich anbieten.


    Das werden wir beim Training Step by Step in diversesten Spielformen üben und besprechen. Bzw. möchte ich die Kids ala Horst Wein dort hinlenken. Nach dem Motto." Was glaubt ihr, wie kann ich meinem Mitspieler in dieser Situation helfen?" Ich werde das aber beim Spiel nicht einfordern und schon gar nicht per Anweisung diktieren. Also nur die grundlegendsten Prinzipien Angreifen und Verteidigen kennen lernen ohne die Spieler dabei einzuschränken. Denn nach wie vor, soll das Kicken mit vielen 1:1 Situationen im Vordergrund stehen.


    Wie ich das bei 1+6 machen würde, ist schwer zu sagen (zum Glück habe ich da noch ein Jahr Zeit). Vermutlich würde ich, nachdem das Verteidiger-Stürmer Prinzip funktioniert auch noch die Seiten Links-Mitte-Rechts einführen.

    I've missed more than 9000 shots in my career. I've lost almost 300 games. 26 times, I've been trusted to take the game winning shot and missed. I've failed over and over and over again in my life. And that is why I succeed. (Michael Jordan)

  • das kuriose ist das es wirklich kinder gibt die so eine art ausputzerfunktion unaufgefordert im spiel einnehmen, ich versuch dann gegenzusteuern und zu ermutigen sich vorn miteinzuschalten, hilft aber wenig, ruck zuck steht er wieder hinten und wartet auf die gelegenheit das spiel des gegners wieder zu zerstören.

  • So sehr kurios finde ich das nicht. Sie finden darin eine Aufgabe, die sie gut oder zumindest besser bewältigen können als die andere. Oft handelt es sich dabei ja auch noch um Kinder, die bereits deutlich mannschaftsdienlicher denken als die meisten ihrer Mitspieler, denn sie haben eher den Erfolg der Mannschaft als ihren eigenen Glanz im Sinn. Auch wenn ich selbst aus meiner Kindheit noch weiß, dass man durchaus auf spektakuläre oder wichtige Abwehraktionen stolz sein kann.


    Blöd daran ist jedoch, dass diese Kids selbst nicht an ihren offensiven Qualitäten arbeiten und somit darin auch nicht besser werden. Gleichzeitig lernen ihre Mitspieler, dass sie sich auf sie verlassen können, und vernachlässigen ihrerseits die Defensive. Langfristig ist das dann zum Nachteil beider Spielertypen. Und auch aus diesem Grund finde ich, dass man im G- und F-Bereich mit sehr kleinen Teams spielen sollte, in denen keine Spezialisierung möglich ist.

    "Be yourself; everybody else is already taken." (Oscar Wilde)

  • Ich mache ja auch dem Kind keinen Vorwurf. Natürlich entdecken sie etwas dass sie zwar nicht unbeding besser können als die anderen, aber es fällt ihnen wesentlich leichter, sich nur auf eine Aufgabe zu konzentrieren. So kommen sie dann auch durchaus zu diesen Erfolgserlebnissen. Schließlich werden sie ja auch durch Eltern und Trainer durch Lob bestätigt.


    In meiner letzten Mannschaft (Jg.1999) hatte ich auch so einen Spieler, der von allen nur liebevoll Kampfgelse gerufen wurde. Klein, schnell und aggressiv (im positiven Sinne) im Zeikampf. Technisch zwar limitiert, aber motorisch nicht ungeschickt. Dadurch, dass er fast alles was auf unser Tor zugaloppierte abgeräumt hat, war ich damals felsenfest davon überzeugt, dass er zu meinen stärksten Spielern (wenn auch nicht technisch) gehörte. Schließlich hat er ja wesentlich zu den (teilweise) positiven Ergebnissen beigetragen. Das Problem an der ganzen Sache ist, dass sich dieser Spieler einfach nicht weiter entwickelt hat. Anstatt ihn immer wieder zu animieren, sich auch mit dem Ball etwas zu trauen (was bestimmt einige Male schief gegangen wäre), war ich zufrieden und auch stolz so einen "Kämpfer" in meiner Mannschaft zu haben. Denn jede Mannschaft braucht auch wen für die Drecksarbeit. Heute ist dieser Spieler einfach schwach. Irgendwann hat sich seine anfängliche Euphorie dann in Frust verwandelt. Eben weil er nicht wie die anderen "mitspielen" durfte und später dann ging dann auch irgendwo sein "Biss" verloren. Mitlerweile spielt dieser Spieler nur noch mit weil halt seine Freunde auch spielen. Eigentlich traurig, oder?


    Bei meiner jetzigen Mannschaft hatte ich auch so einen Spielertypen dabei, den ich "verboten" habe den Ball ins Out zu schießen. Ich habe versucht in vor allem technisch weiter zu bringen was ínnerhalb kürzester Zeit auch funktioniert hat. Der schießt momentan Tore am Fließband und zwar ohne dabei die Defensivarbeit zu vernachlässigen. Ich kann zwar nicht mit Gewissheit sagen, wo dieser Spieler in einigen Jahren stehen wird, allerdings traue ich mir die Prognose abzugeben, dass er um ein Vielfaches besser (in allen Belangen) sein wird als meine Kampfgelse.


    Weil ich aus eigener Erfahrung genau weiß, was man einem Kind mit diesem "auf eine Aufgabe" reduzieren antun kann, finde ich das so fürchterlich.

    I've missed more than 9000 shots in my career. I've lost almost 300 games. 26 times, I've been trusted to take the game winning shot and missed. I've failed over and over and over again in my life. And that is why I succeed. (Michael Jordan)

  • Schöner Beitrag, @Strznievski, das kann ich so unterschreiben. Bei den 06ern, die ich seit nun anderthalb Jahren mittrainiere, gibt es auch ein bis zwei Spieler, die früher ausschließlich defensiv eingesetzt wurden. Mein vor meinem Eintritt alleine agierender Trainerkollege hat im 2:2:2 spielen lassen und da gab es einige Kinder, die nur hinten oder vorne zum Einsatz kamen. Die zwei reinen Verteidiger, die ich meine, haben ihre defensive Aufgabe auch wirklich gut erledigt, der eine, weil er ein gutes Auge für das Spiel und eine gute Antizipation hatte und sich daher zu weit vorgelegten Bälle der Gegner oder Querschläger holen konnte. Und der andere hat es halt auf Terrier-Manier gemacht, er ging stets furcht- und kompromisslos in den Zweikampf. Aber auch nur im Mittelfeld wussten sie nicht, was sie machen sollten.


    Ich verbuche es nun als Erfolg, dass diese beiden Spieler inzwischen auch gerne offensivere Aufgaben bekleiden -- beim Terrier ging das sehr schnell, bei seinem Kollegen hat es etwas länger gedauert, aber letztens bei einem Freundschaftsspiel bat er mich darum, auch im Angriff eingesetzt zu werden. Und er fühlt sich da mittlerweile sichtbar genauso wohl wie weiter hinten.

    "Be yourself; everybody else is already taken." (Oscar Wilde)