Scannen der Umgebung

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  • Hi Leute
    Nochmals Danke für die vielen Anregungen hier. Und weil es mir bei der Planung sehr geholfen hat, möchte ich Euch mitnehmen "auf die Reise". Es gab hier schon mal ähnliche Threads nach einer Art Tagebuch und ich fand das damals sehr interessant und hilfreich.
    Ich werde zunächst den Übungsaufbau beschreiben und dann den Ablauf, also was mir bei der Durchführung so aufgefallen ist. Ihr werdet feststellen, dass viele Sequenzen und Inhalte Eurer Vorschläge darin eingearbeitet sind.
    Da die Durchführung über einen längeren Zeitraum auch für mich Neuland ist, werden da sicher Schwächen und Fehler zutage kommen. Ich verspreche aber, dass ich schonungslos Kritik an mir selber üben werde und das dann auch 1:1 hier posten werde -).
    Ansonsten würde jede/-r, die/der hier mitliest und das auch trainieren möchte, die selben Fehler machen wie ich und das wäre ja unnötig.
    Wir sind zur Zeit voll in der Vorbereitung und ich werde vermutlich Anfang/Mitte September mit diesem intensiven individualtaktischen Training beginnen.
    Bis dahin nehme ich natürlich gerne alles mit was Ihr für Input noch für mich habt. Mein gedachter/geplanter Ablaufplan der nächsten Monate ist nicht in Stein gemeißelt. Immer her damit.


    Schönes, sonniges Wochenende.

  • Super Steini :thumbup: Ich freu mich sehr und werde alles aufsaugen.
    Gerade diese praxisbezogende Threads sind eine echte Bereicherung dieses Forums und eigentlich viel zu selten.


    Gruß, Christoph

    C 1 Viktoria Buchholz


    Auf jede Mannschaft, die in Schönheit stirbt, kommen hundert, die in Hässlichkeit sterben – kein Grund also, sich auf Hässlichkeit zu fokussieren.
    Martin Rafelt

  • Habt ihr gestern das Interview mit Jogi Löw gesehen ? Er hatte zwei Bereiche angesprochen, die ihm ( und nicht nur ihm ) aufgefallen waren und an denen in Zukunft gearbeitet werden müsse.


    Zum Einen Handlungsschnelligkeit bzw. zu jeder Zeit und in jeder Spielsituation gedanklich "auf Ballhöhe" zu sein und Abläufe vorherzusehen.


    Und zum Anderen...


    Orientierung im Raum. Tja, der hat Ahnung der Mann -). Würde mich wahnsinnig interessieren, wie die diesen Bereich angehen. Googelt man ihm Netz danach, findet man erstaunlicherweise fast gar nichts darüber bzw. im Vergleich zu anderen individualtaktischen Trainingsmethoden sehr wenig.
    Die Dortmunder haben mit ihrer "Signalanlage" richtig Geld in die Hand genommen. Ich finde das gut investiertes Geld und zukunftsweisend.
    Ich bzw. mein Verein hab/hat nur leider nicht soviel Kohle.
    Schaun mer mal so ab Ende September ob es auch mit weit weniger Hilfsmitteln geht-).

  • Bei der Dortmunder "Signalanlage" geht es meines Wissens nach um Handlungsschnelligkeit und nicht um Orientierung im Raum.
    Handlungsschnelligkeit lässt sich doch auch ohne großen technischen Aufwand schulen, in dem optische und/oder akustische Reizen gesetzt werden.
    Bsp. durch farbige Dribbel- oder Passtore, Aufgabenstellungen bei bestimmten Signalen oder auch durch Anschlussaktionen.

  • @Steini


    Hab das Interview auch gesehen. Ich fand es ziemlich bescheuert, das Löw den jetzt nicht nominierten Spieler Rudi als Beispiel für falsches Verhalten im Raum nahm (das hat der Junge nicht verdient). Noch bekloppter ist allerdings, dass genau dieser Spieler als positives Beispiel für richtige Antizipation beim Vortrag von Hansi Flick im Rahmen der BDFL-Veranstaltung genannt wurde. Ja, was denn jetzt?


    Allerdings sind die beiden von Löw genannten Themen im Leistungs- und Profifussball immer Schwerpunkt, wenn es darauf ankommt, ein paar Prozent weniger Fehler zu machen.


    Sicher haben Handlungsschnelligkeit und Orientierung auch im Breitensport eine Bedeutung. Jedoch geht es hierbei weniger um ein paar Prozent mehr an Leistung, sondern sie dienen dazu, die Spielintelligenz und Kreativität zu fördern.


    Hier mal 3 kleine Praxisbeispiel zur Förderung der Handlungsschnelligkeit:


    1. Übung: der "dumme Trainer"
    Weil der Trainer dum ist, sagt er seinen Spielern immer was Falsches. Wenn er z.B. meint, dass der Spieler den Ball mit dem rechten Fuß zurück passen soll, dann ruft er "links" und umgekehrt. Wenn der Spieler den Ball köpfen soll, dann ruft er "fangen"!


    Mit diesen 4 Kommandos läßt sich bereits in einer Partner-Übung in Gassenform (Spieler stehen sich ca. 5 m gegenüber) realisieren. Ein Spieler ist der "dumme Trainer". Er rollt, paßt bzw. wirft den Ball zu seinem Partner umd gibt dabei gleichzeitig das falsche Kommando. Der Spieler soll nun vor dem Ballkontakt die für ihn bestimmte Aufgabe (z.B. beim Kommando "links" den Ball mit dem rechten Fuß zurück passen) lösen. Hat er die Aufgaben erfolgreich gelöst, wird der "dumme Trainer" zum schlauen Spieler und umgekehrt.


    Weil es sich hierbei um den "dummen Trainer" handelt, hat es den Kindern bereits beim Üben sehr viel Spaß macht. Ganz nebenbei wird Mut und Ehrgeiz auch für das Kopfballspiel (vor der sich manche Spieler/innern ganz gern mal drücken) geweckt.



    2. Abschlußspiel mit Provokationsregel
    Auf den mit Hütchen markierten Außenlinien werden Bälle gelegt. Schießt der Spieler einer Mannschaft einen Ball ins Aus oder lenkt ihn dorthin ab, so darf sich der Spieler der anderen Mannschaft einen Ball vom Hütchen nehmen und direkt weiterspielen. Der Spieler, der den Ball ins Aus geschossen oder abgelenkt hat, muß den Ball wiederholen auf aufs nunmehr leere Hütchen positionieren.


    Den Kindern macht sehr viel Spaß, weil sie sich durch schnelles Handeln einen kurzfristigen Vorteil erarbeiten können.


    3. bschlußspiel mit Partneraufgaben
    Je 2 Spieler fassen sich an die Hand und spielen als "siamesische Zwillinge" gemeinsam in ihrer Mannschaft das Abschlußspiel. D.h. will Einer der Beiden nach rechts, so muß der Andere diesen Weg ebenfalls gehen. Will sich der Eine drehen, muß sich der Andere ebenfalls drehen.


    Hier ist der Überraschungseffekt besonders groß! Denn was alles hierbei passieren kann, darüber macht sich kaum jemand vorher Gedanken. Torerfolg und Gegentore liegen sehr nahe beieinander. Dabei wird sehr schnell deutlich, dass die gute Orientierung im Raum das Erfolgsrezept ist.


    Probiert es einfach mal aus und stellt eure Erfahrungen hier hinein.

  • Es haben sich einige andere Baustellen aufgetan, die mMn vorrangiger zu bearbeiten sind. Deswegen muss ich diesen Bereich hier etwas nach hinten verschieben. Aber aufgeschoben...

  • Der Thread lässt mich nicht los.
    Habe gerade eine leistungsorientierte B-Jugend übernommen und in einem anderen Zusammenhang eine meiner Lieblingsübungen durchgeführt. Da kam mir wieder dieser Thread in den Sinn, im Rahmen des Trainingsschwerpunkts "Scannen der Umgebung" eignet sich die Übung m.E. ebenfalls hervorragend.


    geeignet als Spielform (ohne große Tore) oder auch Abschlussspiel. ich beschreibe den Aufbau/Ablauf für das Abschlussspiel


    Spielfeld mit zwei großen Toren, auf dem Spielfeld werden mehrere oder zahlreiche Dribbeltore (2 Hütchen) zusätzlich aufgebaut.


    Jedes Tor zählt drei Punkte, jedes Durchdribbeln eines der Dribbeltore zählt einen Punkt. Dadurch bekommen Spieler einen Anreiz, vor der Ballannahme zu checken, wo eigentlich das nächste Dribbeltor sein könnte.


    Ist eine sehr dynamische Spielform, läuft bei manchen Truppen nach meiner Erfahrung etwas zäh an, aber irgendwann geht die Post richtig ab.


    Ausbaustufen könnten verschiedenfarbige Dribbeltore sein (habe ich aber noch nicht ausprobiert). Über ein optisches Signal (z.B. Trainer und Co-Trainer halten bestimmte Farben hoch) könnte angezeigt werden, dass nur bestimmte Dribbeltore durchspielt werden dürfen oder Punkte bekommen.

  • Meiner Meinung nach sollte gerade im Breitensport (Seniorenbereich) die Handlungschnelligkeit und Spielintelligenz oberste Priorität im Training haben, da man gerade dort nicht nur ein paar Prozente mehr Leistung herauskitzelt, sondern sich plötzlich statt auf einem Abstiegsplatz in der Kreisliga auf einem Aufstiegsplatz wiederfindet. Die meisten Fehler im Fußball sind nunmal nicht rein technischer Natur sondern man findet ihren Ursprung in vorangegangen Fehlentscheidungen. Dies gilt für Profis wie für Amateure. Zumal technische Defizite durch kluge Entscheidungen gut ausgeglichen werden können, anders herum geht das leider nicht so einfach.

  • Ist eine sehr dynamische Spielform, läuft bei manchen Truppen nach meiner Erfahrung etwas zäh an, aber irgendwann geht die Post richtig ab.

    Die Spielform finde ich auch gut. Zum Einen, um die Spieler dazu zu bewegen, den Kopf möglichst oben zu lassen und darauf zu vertrauen, dass der Ball ihr Freund ist und "sich nicht selbständig macht" und zum Anderen der Orientierung, wo sich Mitspieler und Gegner gerade befinden.


    Meiner Meinung sollte es gar keine Spielformen ohne Torabschluß geben und selbst Übungen nur in Ausnahme ohne Tor. Denn Tore sind das "Salz in der Suppe des Fussballs". Sie bieten immer einen besonderen Anreiz, das es die Anstrengung lohnt.


    Deine Übung kannst du mit sehr vielen Varianten und Provokationsregeln je nach Schwerpunkt gestalten. Da sind der Kreativität kaum Genzen gesetzt und die Jungs/Mädchen werden daran mehr Spaß haben, als wenn ohne Tor oder sogar ohne Ball die Orientierung geübt wird.


    Hätte da sogar noch eine lustige Ergänzung. Schau dir mal das Spiel einer Blinden-Mannschaft an. Damit meine ich nicht das von FC Hauindensand gegen VFL Schienbeintreter, sondern eine echte Blinden-Fussballmanschaft. Schau und höre genau hin, wie sie sich im 360 Grad-Bereich orientieren. Das Nachzumachen hätte gar keinen Sinn, weil diese Menschen die Orientierung ohne Sehvermögen erst nach jahrelangem Training hinbekommen haben.


    Aber du kannst daraus 2 kleine Übungen ableiten.


    A. Partner-Übung:
    Organisation:
    1. Partner mit Ball stehen sich im Abstand von 5 m gegenüber
    2. Ein Partner stellt sich direkt hinter den Ball, konzentriert sich auf den Ball des Partners, schließt seine Augen und schießt blind auf den Ball des Partners
    3. Trifft er den Ball, gibt es einen Punkt
    Korrekturhinweis:
    Häufig befindet sich der Standfuß zuweit vom Ball, sodass auch der Schuß daneben geht. Nach dem Hinweis sollte es klappen


    B. Torschuß-Übung:
    1. Alle Spieler positionieren sich mit Ball nebeneinander an der Strafraumgrenze
    2. Auf TR-Kommando darf der erste Schütze mit geschlossenen Augen und 1 - 2 Schritt Anlauf den Ball aufs Tor schießen
    3. Für jeden Torerfolg gibts 1 Punkt


    Zweck der Übung ist die Orientierung. Gelingt sie dank technischer Fähigkeiten in eine Richtung, so ist sie auf andere Richtungen erweiterbar. Wird jedoch die ganze Konzentration darauf gelegt, den gedribbelten Ball zu beobachten oder im Zuschauermodus dem Dribbler zuzuschauen, statt aktiv durch Positionsveränderung mitzuwirken, so kann ein 360 Grad-Scannen erreicht werden.


    Konzentration kann man nicht per Trainerkommando einfordern, aber man kann sie üben und dadurch diese Phasen verlängern. Matthias Nowak (Trainer Bayern München) hat sehr viel interessante Übungen dazu.

  • Hau mal für den Hunger zwischendurch eine Übung raus, die bei mir in der Vorbereitung zur nächsten Saison Trainingsinhalt sein wird. Ich habe bei der Planung meiner einzelnen Einheiten versucht, diese Thematik hier immer einzubeziehen. Bin aber erst bis zu einem Drittel fertig. Scheiß Perfektionismus -).


    Diverse Hütchentore in einem großen Feld. Drei Mann ein Team. Drei mInuten Zeit um möglichst viele Tore durch Durchpassen zu erzielen. Zwei sind in der Aktion um durch das Passen einen Punkt zu erzielen, der dritte ( und das ist themenbezogen das Entscheidende ) läuft zum nächsten Hütchentor und gibt damit das nächste "Ziel" vor. Die anderen beiden müssen ihn also im Blick haben für die nächste Aktion. Der Kopf muss fliegen. Einer dribbelt also zum bereitsstehenden Mitspieler am Hütchentor und der dritte gibt wieder das nächste Ziel vor. Keine Ahnung ob das so funktioniert wie ich mir das vorstelle. Ich werde berichten

  • Klingt wertvoll !
    Evtl. könnte man noch etwas machen um zu verhindern, dass der Dritte immer gleich das nächstliegende Tor wählt.
    Z.B. Spieler 1 darf nur rote Tore auswählen, Spieler 2 die blauen, Spieler 3 die gelben, o.ä. ???


    Jedes Ding hat drei Seiten: Eine die du siehst, eine die ich sehe und eine die wir beide nicht sehen.

  • Das kommt dabei raus, wenn man es mal eben zwischen Tür und Angel postet.
    Wesentlichen Part vergessen. Sorry. Die Hütchentore sind nach Teamanzahl aufgestellt,d.h. 5 Teams gleich 5 Hütchentore usw. So muss der freie Spieler erkennen, welches Hütchentor gleich frei wird und für das gleich folgende Zuspiel "besetzen". So müssen alle drei Spieler ständig einen Überblick über das Spielfeld (= freie Räume ) haben.
    Für jüngere Altersklassen würde ich mehr Tore als Teams aufstellen, um die Zahl der Erfolgserlebnisse hoch zu halten.