Ist "altersgerecht" noch zeitgemäß?

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  • Im Thema bzgl. Übersteiger in der G-Jugend habe ich die These in den Raum gestellt, dass altersgerechtes Training, nach pauschalen Konzepten nicht mehr zeitgemäß ist und aus meiner Sicht überholt ist. Qualifizierte Trainer bzw. langjährig erfahrene Trainer müssen aus meiner Sicht bedarfsgerechtes Training für die Leistungsfähigkeit und die Motivation der Kinder anbieten. Dies hat für mich persönlich keine Altersstufe sondern gilt vielmehr für den Bereich bis einschließlich D-Jugend.


    Natürlich kann diese Art Training nicht jeder bieten, diejenigen von uns, die aber stets über den Tellerrand hinaus schauen sind absolut in der Lage, die Bedürfnisse ihrer Kinder auch unter dem Aspekt der Leistungsfähigkeit zu bewerten und sie entsprechend - wenn nötig auch ihrem Alter voraus auszubilden.


    Die Zusammenstellung und Struktur der Mannschaft ist hierfür natürlich als Maßstab anzusetzen, den wir müssen nicht nur einem sondern der gesamten Gruppe gerecht werden.


    Meinungen?


    Grüße
    Björn

    „Erfolg ist ein Geschenk – eingepackt in harte Arbeit." (Ernst Ferstl)

  • mahlzeit


    dieses schlagwort 'altersgerecht' gibt es ja noch gar nicht so lange.
    ich bin schon immer der meinung, das 'altersgerecht' eher durch 'leistungsgerecht' ersetzt werden sollte und ich bin auch mit diesem ansatz immer gut gefahren.
    leider ist der leistungsansatz in unserer fußballspassgesellschaft im breiten nachwuchsbreich recht verpöhnt.


    das konzept des altersgerechten trainings ist genauso eine momentane ersacheinung wie viele andere dinge in den letzten jahren auch.


    wenn man ein kind hat, was koordinativ in der lage ist einen übersteiger zu machen, dann soll man es das auch versuchen lassen, bzw es ihm beibringen.
    genauso sehe ich das auch mit dem möglichen passpiel im f-jugendbereich, oder anderen dingen, die den aktuellen konzepten des 'hauptsache rumspielenlassen' entgegenstehen.


    die trainer und betreuer sind doch am dichtesten an ihren kids dran und könnben doch am besten einschätzen, was ihre jungs und mädels können.


    gruss

  • Ich glaube das "altersgerecht" versteht man im Idealfall am besten als Schutzgedanke vor Überforderung, aber nicht als zwingende Limitierung. Sprich: nicht kollektiv und systematisch überfordern (in der E-Jugend also vielleicht nicht auf dem 11er-Feld spielen und die Hälfte der Trainingszeit auf taktische Abläufe verwenden), aber durchaus auch individuell mehr fordern, wo mehr möglich ist. Also: die Basis sollte das sein, was aus meiner Sicht mit altersgerecht gemeint ist, darüber hinaus kann aber auch leistungsgerecht etwas Weiterführendes gemacht werden. Wobei ich den Grundsatz, sich ein wenig zu beschränken schon ganz gut finde, weil es eine schwierige Sache ist, jeden Spieler entsprechend seinem Leistungsstand zu fordern und der Gedanke, wenn es geht schon mehr zu fordern, auch gerne mal missbraucht werden kann ("in meiner E können halt schon alle die Viererkette verstehen" - scheiß Beispiel, mir fällt nichts treffenderes ein...).


  • wenn man ein kind hat, was koordinativ in der lage ist einen übersteiger zu machen, dann soll man es das auch versuchen lassen, bzw es ihm beibringen.
    genauso sehe ich das auch mit dem möglichen passpiel im f-jugendbereich, oder anderen dingen, die den aktuellen konzepten des 'hauptsache rumspielenlassen' entgegenstehen.


    die trainer und betreuer sind doch am dichtesten an ihren kids dran und könnben doch am besten einschätzen, was ihre jungs und mädels können.

    Das sehe ich anders !


    Nicht alles, wozu ein Kind vielleicht in der Lage ist, schule ich sofort. Ich werde ein Passspiel nicht bei den Kleinen schulen, wenn ich mir sicher bin, dass sie es später viel schneller lernen und ich jetzt andere Dinge schulen kann, die sie in dem Alter schneller erlernen können. Weiterhin möchte ich, dass sie sich trauen, in 1gg1 Situationen zu gehen und sich dort auszuprobieren, auch wenn vielleicht in den Situationen aus unserer Sicht heraus manchmal ein Pass angebrachter wäre.
    Ich selbst schule z.B auch bei den Kleinen nicht vorrangig oder zuerst die Defensive beim 1gg1, die natürlich irgendwie immer mit dabei geschult wird, sondern vorrangig den offensiven Part. Nicht weil ich die Kinder für zu dumm oder noch nicht fähig für das Erlernen der richtigen defensiven Verhaltensweisen halte, sondern weil ich Erfolgserlebnisse für die Offensive möchte und das erfolgreiche Erlernen dieser Techniken durch starke Defensivspieler erschwert werden würde.


    An der Aussage des letzten Satzes von @DSV hege ich starke Zweifel. Einige Trainer können es einschätzen. Viele jedoch nicht. Da gibt es doch tatsächlich durchaus "Trainer", die der Meinung sind, weil ihre 7jährigen Spieler zu einem Kopfball in der Lage sind, auch die entsprechenden Techniken schulen zu dürfen. Ähnliches trifft auf das Einstudieren von Eckbällen,Freistößen und Einwürfen zu. Sind 7-8jährige Kinder dazu in der Lage ? Wohl durchaus. Sollte ich aber mit ihnen damit kostbare Trainingszeit vergeuden ???

  • Ich werde ein Passspiel nicht bei den Kleinen schulen, wenn ich mir sicher bin, dass sie es später viel schneller lernen und ich jetzt andere Dinge schulen kann, die sie in dem Alter schneller erlernen können. Weiterhin möchte ich, dass sie sich trauen, in 1gg1 Situationen zu gehen und sich dort auszuprobieren, auch wenn vielleicht in den Situationen aus unserer Sicht heraus manchmal ein Pass angebrachter wäre.
    Ich selbst schule z.B auch bei den Kleinen nicht vorrangig oder zuerst die Defensive beim 1gg1, die natürlich irgendwie immer mit dabei geschult wird, sondern vorrangig den offensiven Part.

    hallo,


    woran machst du denn das 'später schneller lernen' fest, bzw. was ist dafür deine referenz?
    wenn du davon ausgehst, können kids in dem alter auch noch kein richtiges 1vs1. von daher ist mir wichtig das sie lernen zu erkennen wann einzweikampf sinnvoll ist, und wann man lieber auf's 'mannschaftsspiel' zurückgreift, also versucht einen pass zu spielen (oder einfacher geschrieben den ball abzugeben).


    vllt können nicht alle trainer ihre kids 'richtig' einschätzen, jedoch kann ein ausbildungskonzept von aussen das erst recht nicht, da die kids grade in dem alter riesen leistungs- und körperunterschiede haben........von der geistigen leistungsfähigkeit und 'sozialkompetenz' mal ganz zu schweigen.


    gruss

  • Björn,


    -als erstes meine Erinnerung zur/zu den hunderten wissenschaftlicher Studien, die besagen, was Kinder können und was nicht. Gegenteilige Studien kenne ich nicht, falls du eine kennst benenne sie mir.


    Die Studien sagen im Prinzip alle das Gleiche, nämlich das Kinder bis zu einem bestimmten Alter bestimmte Dinge die mit Geschwindigkeiten zu tun haben und mit räumlichen Sehen einhergehen...entwicklungsbedingt unbeeinflussbar nichts anfangen können. Grenzen sind fließend....so dass es ganz super wenige Ausnahmefälle sind, die aber -so sie nicht als Mannschaft zusammengestellt sind- irgendwie nicht zum Zuge kommen. Das finde ich auch nicht schlimm, denn es gibt -und da sind wir doch eigentlich dabei was dein hiesiges Thema ist angekommen- ausreichend Übungen, die auf die Dinge nicht eingehen, die die 99 Prozent der meisten Kinder ebend nicht tun können.


    Je nach Trainer und seinen Ideen und seiner Art und Weise...kann man diese Zeitphase mit tollen Übungen schmücken, die alles andere als langweilig wären. Ich rede auch von korrdinativen Übungen, von Spielformen, Übungsformen mit und ohne Provokationsregeln und auch von Kinetic und und und.


    Im Prinzip rede ich von individualtechnischem Tun.


    Sobald man in den Bereich gelangt, wo sie in ein taktisches Tun geraten - Grenzen sind fließend - sehe ich die Möglichkeit auf individualtaktisches Tun. Erst dann würde ich Trainingsformen einbauen, die mit Geschwindigkeiten und räumlichem Sehen zu tun haben. Ich spreche hier nach meinem Verständnis von Passübungen die in Kombination gespielt werden (Spieler bewegt sich...so z.B. an.- und mitnehmen...den freistehenden Mitspieler im Lauf anpassen...ihn in den Lauf spielen).


    Für mich wäre das E Jugend zweites Jahr...ab der D.


    Davor...man siehe die/das Gutachen (siehe z.B. meine Signatur) ist und bleibt es für die 99 Prozent ein Nogo...nicht machbar...auch nicht über 100000000 Übungen....es wäre Überforderung, Zeitverschwendung. Die Evolution hat uns noch nicht weiterentwickelt und deswegen wirst du auch keine anderen Studien finden, die hier grünes Licht geben würden...ich kenne jedenfalls keine. Und meine Erfahrung bestätigt das auch so.

    dieses schlagwort 'altersgerecht' gibt es ja noch gar nicht so lange.
    ich bin schon immer der meinung, das 'altersgerecht' eher durch 'leistungsgerecht' ersetzt werden sollte und ich bin auch mit diesem ansatz immer gut gefahren.
    leider ist der leistungsansatz in unserer fußballspassgesellschaft im breiten nachwuchsbreich recht verpöhnt.


    das konzept des altersgerechten trainings ist genauso eine momentane ersacheinung wie viele andere dinge in den letzten jahren auch.

    Leistungsgerecht ist altersgerecht, Grenzen sind fließend. Mir kann jedoch niemand erzählen, dass ein G oder F Kind in ein Passkombinationsspiel eintauchen kann, muß und soll, nur weil es im Augenblick als Talentiert gilt und man MEINT (Meinen ist NICHT WISSEN!) das deswegen grünes Licht zu geben ist für A Jugendtraining bei den Minis.


    Es wird auch nicht möglich sein -siehe Statement an Zodiak-.


    Erst wenn das Gehirn -so steht es in der beispielhaft und stellvertretend für anderen wissenschaftlichen Studien- die Synapsen geschlossen hat...kann man bestimmte andere Trainings beginnen.


    Man verbessert erst dann ....macht man das nicht, würden die Spieler auch ohne Trainerzutun bestimmte Dinge automatisch selbständig tun. Man erzeugt über Training eine Verbesserung dieses dann einsetzenden Könnens, ...nicht -so meine Meinung- erzeugt man das überhaupt durch Training und trainieresches Zutun. Das ist für mich vermessen...daran glaube ich nicht...das münze ich mir nicht an. Ich schrieb es ja auch schon in einem anderen Thread wo ich selber die Frage danach stellte, ob wir Trainer uns nur einbilden das wir beibringen oder ob alles automatisch kommt.


    Leistungsgerecht ist bei mir dann verpöhnt, wenn man meint, dass man von den Möglichkeiten der Kinder abweicht, weil man meint ein Talent vor sich zu haben. Das Talent der F....rennt genauso über die Straße und erkennt genau so nicht die echte Geschwindigkeit des Autos und das Talent schicke ich auch nicht im F-Alter mit dem Fahrrad allein zur Schule. Passiert da was, wird der Staatsanwalt demjenigen Elternteil schon das richtige dazu sagen, das garantiere ich.


    Und genau deshalb ist das F Kind das talentierter ist, auch innerhalb der Altersziele -eventuell mit einer anderen Taktung/Frequenz/Verschwierigung- der gleichen Übungen wie die anderen machen....gut bedient. Da rennt auch nix weg.


    Dazu noch die Anmerkung...das viele von Leistungsgruppen sprachen die sie bedienten. Ich fragte mich jahrelang was das nun genau ist. Bundesliga in der F oder was? Das ist hier die Kreisliga A und da bediente ich 12 Jahre und darauf bin ich weder stolz...noch bilde ich mir darauf irgendwas ein. Das waren ganz normle Kinder die halt in der F oder E 1 spielten...mehr nicht. Diese stink normale Kreisliga ist woanders schon die Leistungsliga...muss man sich mal vorstellen. Da haben doch manche Trainer gemeint, nun richtig loslegen zu können. So ein Nonsens.

  • Ich bin der Meinung, dass es auf dem Weg vom "Übungsaufseher" zum Trainer ein weiter Weg ist. Jeder der glaubt Trainer zu sein und das erste Mal vor einer Mannschaft steht, ist lediglich Übungsaufseher. Nicht mehr und nicht weniger.


    Was macht den gravierensten Unterschied aus? Einer Trainer hat ein Ziel vor Augen und beobachtet seine Spieler. Je nachdem, was er beobachtet leistet er Hilfestellung (in welcher Form auch immer). Nur um zu erkennen was Spieler in der jeweiligen Situation braucht (Das kann tatsächlich von "gar nichts machen" über Hilfestellung geben bis hin zu konkreten Anweisungen gehen.), muss man erstens Talent, Interesse und viel Erfahrung mitbringen.


    Damit möchte ich sagen, dass sich ein neuer, unerfahrener oder auch untalentierter Trainer durchaus, an Lehrbücher und Verbandsvorgaben halten sollte. Erst wenn man es schafft, sich selbst und sein Training kritisch zu reflektieren sollte man es wagen, "über den Tellerrand zu schauen". Ich selbst traue mir nur selten zu von den altersgerechten Ausbildungsrichtlinien des DFB abzuweichen (trotz 8jähriger Erfahrung). Ich glaube, dass man so mal zumindest nichts falsch machen kann. (Das ist glaube ich schon viel wert). Meine persönliche Erfahrung hat mir gezeigt, dass fast alles, was als altersgerechtes Training im Bambini-alter verkauft wird, 1:1 übernommen werden kann. Allerdíngs traue ich mir zu am Ende des Bambinialters durchaus "fußballspezifischer" zu werden, ohne Kinder damit unter Druck zu setzen, zu langweilen, oder zu überfordern.


    Das freie Spielen, wie es vor Allem Horst Wein propagiert, funktioniert tatsächlich. Ich habe mit meinen Kids von Anfang an vereinfachte Funino-Varianten gespielt ohne dabei großartig einzugreifen. Die Kinder entwickeln dabei ein Verständnis für das Spiel, wie es mit Instruktionen kaum möglich wäre. Es deuten sich Anflüge von Übersicht (Alles konzentriert sich aufs rechte Tor während der Ball zum freistehenden Mitspieler gekickt wird der beim linken Tor wartet), taktisch schlauem Verhalten (das linke Tor wird scheinbar angedribbelt, nur um mit einer schnellen Wende auf das freie rechte Tor zuzulaufen) und vereinzelt sogar gegenseitigem coaching an. Eingreifen tue ich eigentlich nur, wenn jemand "träumt" oder der Ball absichtlich ins Out gespielt wird. Wenn jemand eine tolle Aktion durchführt (z.B. die Kinderversion des vorher erwähnten Wechselpass) wird er gelobt. Und zwar mit Begründung:" Habt ihr alle gesehen, wie toll das der XY gemacht hat? AB konnte ohne jede Mühe mit dem Ball ins Tor laufen. Das war spitze!"
    Es kann natürlich auch sein, dass die Kinder durch das vorbereitende und begleitende Training (Horst Wein nennt das glaube ich "Grundlegende Spiele") das schon mitbekommen.
    Nachteil ist, das meine Spieler bei "Wettbewerbsspielen", durch die oft destruktive Spielweise der anderen meist den kürzeren ziehen. Die ergebnistechnisch bessere Taktik wäre: Ball nach vorne bolzen und nachlaufen.


    Kurzes Fazit:


    Jeder Trainer der abseits vom "Dfb-Pfad" wandert, bewegt sich auf gefährlichem Terrain und sollte verdammt gut wissen was er da tut und warum. Ohne jetzt zu behaupten, dass das grundlegend schlecht für die Kinder ist.

    I've missed more than 9000 shots in my career. I've lost almost 300 games. 26 times, I've been trusted to take the game winning shot and missed. I've failed over and over and over again in my life. And that is why I succeed. (Michael Jordan)

  • wenn man ein kind hat, was koordinativ in der lage ist einen übersteiger zu machen, dann soll man es das auch versuchen lassen, bzw es ihm beibringen.

    richtig...ist ein individuelles körperliches Tun...das technisch zu betrachten ist und nichts mit Geschwindigkeiten und räumlichen Sehen zu tun hat...was ja nicht machbar für die Lütten ist...siehe Studien! Für mich zwar nicht so dolle an sich was die Übung an geht...denn es ist für mich so gesehen nur eine koordinative Turnübung in diesem Alter. ...aber sie wäre machbar. Genau so könnten sie klettern gehen...oder Turnen.

    genauso sehe ich das auch mit dem möglichen passpiel im f-jugendbereich, oder anderen dingen, die den aktuellen konzepten des 'hauptsache rumspielenlassen' entgegenstehen.

    falsch....das hat mit mehr als individuellem Tun zu tun und ist laut Studien nicht mehr machbar, soweit sich Spieler in diesem Alter in Bewegung befinden (ganz wenige Ausnahmen gibt es). Sich den Ball von Kind zu Kind stehend oder frontal zuzuschieben...schwierig für die Altersgruppe...aber machbar. Fußballerisch übe ich hier technisch...jedenfalls aus meiner Sicht. Das wäre ok....wenn das Thema "Technik" beim Passen hieße. Rein fußballerisch wertlos, weil in Bewegung für die Kinder nicht machbar (Ballgeschwindigkeiten werden falsch eingeschätzt) und sie sehen den Nebenmann in Bewegung nicht (weil räumliches Sehen noch nicht funktioniert). Sich gegen überstehen und zupassen entspricht rein fußballerisch auch nicht der "Echtzeit"...deswegen dann auch fußballerisch wertlos...was das Spiel angeht. Ich bin ganz bei Karl!

  • Sich gegen überstehen und zupassen entspricht rein fußballerisch auch nicht der "Echtzeit"...deswegen dann auch fußballerisch wertlos...was das Spiel angeht.

    es ist ganz und gar nicht 'fußballerisch wertlos'.............denn die grundlegenden vorgehensweisen sind nun mal


    vom langsamen zum schnellen,
    vom stand in die bewegung
    vom einfachen zum komplizierten


    und genau diese grundlagen erfüllst du damit

  • @Andre


    Ich beschäftige mich nicht mit grauen Theorien und Studien. Ich bin eher praktisch veranlagt, daher beeinflussen Studien mein handeln eher wenig bis gar nicht. Ich glaube generell nur an Dinge die ich sehen kann. Was ich in diesem Zusammenhang auf dem Platz sehe ist eben etwas anderes - und gemäß meiner Verantwortung gegenüber den Kindern erhalten sie bedarfsgerechtes Training.
    Vielleicht liegt es daran, das ich unheimlich viele von diesen "ganz wenigen Ausnahmen" trainiere - übrigens die anderen Trainer um mich herum, deren Philosophie meiner sehr ähnlich sind, haben auch sehr viele dieser Ausnahmen. Woran das liegt, kann ich dir nicht sagen? Es gibt keine Studie die belegt, das unsere Arbeit etwas damit zu tun hat. Die brauche ich auch nicht. Für mich steht das Wohl der Kinder - gleichbedeutend mit dem Spaßfaktor, der Begeisterung für Fußball und einer idealen fußballerischen Entwicklung an erster Stelle.


    Für mich gibt es nichts ehrlicheres als das Feedback von Kindern - ich bin in 2 Wochen beispielsweise auf den 7. Geburtstag eines Spielers eingeladen. Auf dieser Feier sind alle Spieler meines Kaders und gefeiert wird am Fußballplatz - die Jungs wollen "trainieren" und wünschen sich, das ich dabei bin. Für mich das größte aller Komplimente.


    Das soll auch keine Art von Selbstbeweihräucherung sein, vielmehr soll es als Beleg dienen, das die Kinder Glücklich sind, Spaß haben und trotz allem fußballerisch und koordinativ weiter sind als sie laut irgendwelcher Theorien rein evolutionär sein könnten.


    Ich respektiere deine Ansichten Andre, habe aber eine gänzlich andere Auffassung im Bezug auf die Fähigkeiten von Kindern.


    Grüße
    Björn

    „Erfolg ist ein Geschenk – eingepackt in harte Arbeit." (Ernst Ferstl)

  • Ich beschäftige mich nicht mit grauen Theorien und Studien.

    Ich schon, denn auf diese wissenschaftlichen Theorien ist die Welt gebaut. Das zu ignorieren finde ich schlimm, vor allem dann...wenn man Hof und Tor für restlos unerfahrene Leute öffnet (siehe das klasse Statement von Strzienwski). Leute die klüger sind als du und ich, haben sich da ausreichend mit beschäftigt und weil die das wohl sehr gut gemacht haben, wurden da ganze Konzepte nicht nur beim Fußball angelehnt.

    Ich bin eher praktisch veranlagt, daher beeinflussen Studien mein handeln eher wenig bis gar nicht.

    Ich auch...ich lehne meine Praxis an die Theorie und es machte so -bei allen Fehlern die ich dabei erkannt und erkannt machte- sehr viel Spass. Mir Spass...den Kindern manchmal weniger. Auf mich wirkt das -sorry- abgehoben....auch wenn ich weiss, dass du ein exellenter Trainer bist und möglicherweise auch recht nett im Leben.

    Ich glaube generell nur an Dinge die ich sehen kann

    Ich schon. Unsere Erfahrungswerte und Einschätzungen hinsichtlich der Beobachtungen sind unterschiedlich. Mein Beispiel mit dem Kind das tatsächlich verunfallt angepasst wird. Das Kind ist 7 Jahre alt und schafft es nicht, den von links nach rechts mit 50 km/h ankommenden Ball der flach gespielt wurde einfach durch ausstrecken des rechten Fusses an.- und mitnzunehmen. Stattdessen lässt es die Pille durchlaufen und biegt im rechten Winkel nach rechts ab und rennt hinterher. Das zum restlosen Unverständnis der tobenden Eltern und des austickenden Trainers. SIE alle kennen die Studie nicht. Wärest du nun -bei meinem Denken- persönlich dabei...wärest du still und kommentarlos, was dann nach aussen ein anderes Bild abgäbe. Mein Beispiel habe ich so oft gesehen und oft selber -damals in Unkenntnis der Tatsachen um die entwicklungsmäßigen Machbarkeiten von Kindern- im Training per Zufall gesehen oder bei unnützen Trainings -weil nicht altersgerecht- so beobachtet. Da hardert man dann durch Unwissenheit an sich und intensiviert das sogar noch...statt es zeitlich zu verschieben und an den Basics zu arbeiten.

    Für mich gibt es nichts ehrlicheres als das Feedback von Kindern

    Das ist schön und richtig und wichtig. Nur wer sagt dir denn, das das was Kinder dazu sagen so auch dem entspricht, was du hier damit angeben willst. Ich behaupte -und das entspricht auch meiner Erfahrung und ich gehe sogar davon aus, dass ich dir das in Life beweisen könnte- ....dass ich ein richtig beschissenes Training abgebe und einige der Kinder im Abschlußwort auf die Frage, wie es denn war antworten würden..."Prima"...war gut usw....und dennoch war es scheisse. Nimms jetzt nicht gemünzt auf deine Trainings, ich gehe von guten Trainings aus...ich wollte damit lediglich was erklären.

    ich bin in 2 Wochen beispielsweise auf den 7. Geburtstag eines Spielers eingeladen.

    In der Folge auch hierzu meine Einschätzung...du wärest möglicherweise auch eingeladen, wenn du super mieses Training geben würdest. Kinder sehen nicht, ob es gut oder schlecht ist. Wenn du ein smarter ruhiger bis lustiger Mensch bist, macht man allein damit eine Menge weg. Ich habe bis ich selbst Trainer wurde...mit cirka 35 Jahren gedacht, dass mein Trainer damals was drauf hatte. Hatte er aber rein auf das Thema Fußball sehr viel weniger, als es mein Eindruck war....nicht.

    Das soll auch keine Art von Selbstbeweihräucherung sein,

    Sorry, hört sich aber so an.

  • Vielleicht liegt es daran, das ich unheimlich viele von diesen "ganz wenigen Ausnahmen" trainiere - übrigens die anderen Trainer um mich herum, deren Philosophie meiner sehr ähnlich sind, haben auch sehr viele dieser Ausnahmen. Woran das liegt, kann ich dir nicht sagen?

    ich kann'S dir sagen ;)


    ihr 'schafft' euch durch euer gutes, 'bedarfsorientiertes' (wenn auch nicht immer 'altersgerechtes und studienkonformes') training eure 'ausnahmen'........und damit seit ihr einfach irgendwann ein stückchen besser als andere, wovon meist auch die leistunmgsschwächeren spieler profitieren.


    fazit:
    alles richtig gemacht :thumbup:

  • Ich respektiere deine Ansichten Andre, habe aber eine gänzlich andere Auffassung im Bezug auf die Fähigkeiten von Kindern.


    Grüße

    Bevor wir allerdings 1000 Seiten aneinander her reden habe ich mal ein paar grundlegende Fragen zum Verständnis:


    Bist du der Meinung, dass man


    -in der G oder F z.B. gruppentaktische Themen beginnt...Mannschaftstaktiken (von denen viele Trainer der A keine Ahung haben...so mein Eindruck auf den Plätzen) trainiert?


    -bist du der Ansicht, dass man in der G oder F Passkombinationen übt/trainiert?


    -bist du der Ansicht, dass man das in dieser Altersgruppe durch Instruieren oder gar Stimulieren...unterstützen bzw. erzeugen kann bzw. den Grundstein legen kann und muß?


    -bist du der Ansicht, dass einem irgendwas wegrennt, wenn man das nicht macht?


    -ich gehe davon aus, dass du weisst was Synapsen sind. Bist du der Meinung, dass du über Trainings dazu verhilfst, dass diese sich eher verbinden?


    Hierzu vorab ein Beispiel aus meinem Hause. Mein Jüngster ist voll in der Pub. Diese Biestersynapsen haben sich in seinem Kopf derzeit verbogen. Ich mache alles falsch. Ich kann machen was ich will...es kann noch so intelligent, ausgefuchst...klug oder hochtrabend sein...ich habe grundsätzlich nicht recht und liege falsch. Irgendwann...von mir unbeeinflusst, wird das enden...(habe noch zwei Ältere...da war das so). Die Synapsen verbinden sich...die Hormone stellen sich richtig ein und schwups...läuft der wieder geradeaus, jedenfalls im Normalfall. Wie soll ich das beeinflussen. Gleiches gilt für mich beim Fußball besonders im unteren Jugendbereich.


    C Jugend....erstes Jahr. Meine alten Spieler beobachtet. Die laufen nicht rund...langsam, im Antritt behäbig...zum Wahnsinnig werden.


    Nun als Trainer...Schnelligkeitstraining...Antrittstraining...Koordinatives Training, Kinetic...alles wurde versucht. Die Jungs meinten, das es Spass macht. Dann zweites Jahr zum Ende der C...plötzlich finden die Jungs zu ihrer alten Frische zurück. War es nun das Training oder autmatisch. Der wissenschaftliche Bericht sagt...das es automatisch geschieht.

  • ich 'schafft' euch durch euer gutes, 'bedarfsorientiertes' (wenn auch nicht immer 'altersgerechtes und studienkonformes') training eure 'ausnahmen'........und damit seit ihr einfach irgendwann ein stückchen besser als andere, wovon meist auch die leistunmgsschwächeren spieler profitieren.

    Ich kenne da Spieler die Trainer genossen, die du beglückwünscht. Diese Trainer hatten weniger Ahnung als Zodiak und waren von ihrem Naturell ganz anders drauf als er. Diese Spieler die immer einen ticken besser waren, haben teilweise später... im Gegensatz zu den Spielern, die es anders genossen haben...aufgehört.


    Ferner die Tatsache, dass es zu Unterscheiden gilt, wenn man trainiert..eine Ausnahmetruppe beim LZ oder die normale Kreisliga oder Kreisklassegruppe.


    Durch Verzicht -aus meiner Sichtweise heraus- kann ich besser grundausgebildete, vielleicht motivierte mutigere Spieler erhalten, auf das ich dann das aufbaue, was die meisten meiner Ansicht nach zu früh wollen/machen.


    Wieso sollten die nach oben die Schwächeren sein? Zumal -nach meiner Ansicht- die Gefahr des Drop-Out hier kleiner wäre, soweit ich vergleichbares Potenzial vergleiche...was ich nicht tue, wenn ich "normale" Spieler mit den Talenten im LZ vergleichen würde!

  • leider ist der leistungsansatz in unserer fußballspassgesellschaft im breiten nachwuchsbreich recht verpöhnt.

    Genau das meinte ich im Thread, aus dem dieses neue neue Thema entstanden ist.


    Wir müssen diese langläufigen Vorurteile überwinden, um uns den Kern von Aussagen zu nähern. Denn die "Preisfrage" hierzu lautet ja, was jeder darunter versteht? Wenn dann von 10 Personen 11 unterschiedliche Antworten kommen, dann muß man versuchen, sich über einen anderen Weg diesem Thema zu nähern.


    @Zodiak und Andre
    Vielleicht schlaft ihr noch ne Nacht drüber, denn es handelt sich hier in der Tat um ein interessantes Thema, welches durchaus theoretische und praktische Ansätze verdient hat.
    So ist mir aufgefallen, das Björn es gern auf den unteren Jugendbereich eingrenzen möchte. Aber was macht denn dann ein Trainer eine "Altherren-Mannschaft"? Auch wird hier davon ausgegangen, dass es immer nur Jungen sind, aber es spielen auch Mädchen in Jungen- oder in Mädchenmannschaften. Wir haben zwar Gleichberechtigung, aber wie sieht es hier mit euren theoretischen und praktischen Ansätzen aus? Kann man die einfach von den Jungen auf den Mädchen, ggf. von Männer auf Frauen kopieren oder muß man hierfür unterschiedliche Rahmenbedingunen finden?

  • Wenn jemand eine Studie macht, mit Kindern die ich nicht kenne, die von Trainern betreut werden die ich ebenfalls nicht kenne - dann ist das für mich nicht für die Spieler die ich betreue repräsentativ. Für mich zählen meine Jungs, denn die sind für meine Arbeit repräsentativ. Wer mich kennt und auch das von mir gepostete Video anschaut merkt recht schnell das ich kein ruhiger, lustiger Trainer bin - sondern laut, aktiv, fordernd und auch lustig ;)


    Du kannst das natürlich so hinstellen, als ob die Kinder nicht wissen was sie tun - ich traue meinen Jungs zu beurteilen zu können ob sie an etwas Spaß haben oder eben nicht.


    Jetzt aber zu deinen Fragen oben.


    - Gruppentaktik, gar Mannschaftstaktik hat bei G/F Jugend nichts zu tun und gehört nicht in diese Altersklasse
    - Auch Passkombinationen trainiere ich nicht - Pässe gehören aber hin und wieder zu Übungen dazu - sie sind ja auch schon Bestandteil des Spiels
    - Sofern für dich instruieren und stimulieren bedeutet, die Kinder anzuleiten, zu demonstrieren und Handlungsmöglichkeiten, Handlungsalternativen aufzuzeigen bin ich der Meinung das man dies tun muss
    - Mir rennt nie etwas weg - aber ich bin der Meinung das man Trainingszeit optimal gestalten muss um viel Action zu haben
    - Ja ich weiß was Synapsen sind - ich weiß durchaus auch wie neue Vernetzungen im Gehirn entstehen - meine Ausbildung zum Life Kinetik Trainer hat im theoretischen Teil die Grundlagen unseres Oberstübchens ausgiebig behandelt


    @TW-Trainer
    Ich denke wir sind auf einem sehr guten Weg in der Diskussion. Meine Haltung zur Theorie bzw. zu Studien ist dabei nicht repräsentativ unterstreicht nur meinen Ansatz. Der kleinste gemeinsame Nenner von Andre und mir ist das Wohl der Kinder - der Weg dahin ist von der Auffassung her jedoch grundverschieden - was sehr gut ist, weil es die Grundlage ist um neue Ansätze zu finden, sich zu entwickeln und zu lernen.


    Grüße
    Björn

    „Erfolg ist ein Geschenk – eingepackt in harte Arbeit." (Ernst Ferstl)

  • Ich würde gerne zu der Themen Überschrift etwas schreiben.


    Altersgerecht, Kindgerecht, Leistungsgerecht... egal wie ihr es nennen wollt. Im Nachbarverein von uns, dort die F-Jugend (Alter Jahrgang), wenn Du bzw ihr mit Ballfangen ankommt, dann lachen die euch aus. Die meisten in der Mannschaft, gehen sogar regelmäßig in Fußballakademien um Technisch besser zu werden, weil sie fast alle einen Traum haben, und zwar genauso zu werden wie ein Schweini, Messi, Reus, Ronaldo etc pp.


    Ich wüsste jetzt auch nicht was daran schlimm ist, die Jungs dann auch zu fördern. Halb Deutschland schreit doch nach den Talenten, und wenn man sie fördert heißt es , das man nicht Kindgerecht trainieren würde.


    Was kann es denn einem Kind schaden, wenn es schon in der F-Jugend lernt wie man Tricks macht oder gut dribbeln kann ? Umso früher sie es lernen, umso besser können sie noch werden. Oder meint ihr, das ein Messi erst mit 14 Jahre angefangen hat zu lernen wie man mit dem Ball umgeht ? Messi jubeln alle zu, aber das der evtl schon mit 4 oder 5 Jahre auf der Straße sich fast alles selbst gelernt hat, darüber redet keiner.

  • Man sagt ja immer, Kinder pubertieren immer früher. Zieht sich das runter?


    Ich meine Studien zu vertrauen ist ja nicht ganz verkehrt, das sehe ich als Naturwissenschaftler aber sowieso anders, da beweist man alles und glaubt aus eigener Beobachtung nichts :S
    Was aber auffällt ist, dass Andre Studien anführt aus den 90ern. Ich meine, da wird sich nicht immer schnell-schnell alles ändern, manches ist auch mal allgemeingültig, klar, aber gibt es dazu auch aktuelle(re) Befunde?
    Vielleicht sogar auf den Fußball bezogen? Das würde mich mal interessieren.


    Genauso Andres geliebtes DFB-Konzept. Das beriht auf wissenschaftl. Erkenntnissen und ganz leugnen kann man es nun wohl nicht. Nun müsste man das Konzept aber evaluieren (evt. nach einigen Jahren), Stärken und Schwächen rausstellen und deren Gründe dann auch wieder untersuchen, um das ständig zu verbessern. Jedes Konzept hat Schwachstellen meiner Meinung nach, auch wenn sie manchmalö nur klein sind.

  • Ich glaube das "altersgerecht" versteht man im Idealfall am besten als Schutzgedanke vor Überforderung, aber nicht als zwingende Limitierung. Sprich: nicht kollektiv und systematisch überfordern (in der E-Jugend also vielleicht nicht auf dem 11er-Feld spielen und die Hälfte der Trainingszeit auf taktische Abläufe verwenden), aber durchaus auch individuell mehr fordern, wo mehr möglich ist. Also: die Basis sollte das sein, was aus meiner Sicht mit altersgerecht gemeint ist, darüber hinaus kann aber auch leistungsgerecht etwas Weiterführendes gemacht werden. Wobei ich den Grundsatz, sich ein wenig zu beschränken schon ganz gut finde, weil es eine schwierige Sache ist, jeden Spieler entsprechend seinem Leistungsstand zu fordern und der Gedanke, wenn es geht schon mehr zu fordern, auch gerne mal missbraucht werden kann ("in meiner E können halt schon alle die Viererkette verstehen" - scheiß Beispiel, mir fällt nichts treffenderes ein...).

    Klasse Posting, kann ich so unterschreiben. ich glaube, auch als Traonier lügt man sich schnell was in die Tasche ("ist eigentlich nicht altergerecht, aber die Jungs können und wollen das schon"). Und solange Siege da sind, wird es auch wenig Gegenwind von Eltern oder Verein geben. Insofern sehe ich die Altersziele aus dem DFB-Konzept als gute Richtschnur an. Wenn man die einfach beiseite wischt, öffnet man dem Missbrauch Tür und Tor. Bei Zodiak hätte ich da wenig Bedenken, aber gilt das für alle Trainer?!


    Grüße
    Oliver

  • Dem schließe ich mich gern an