Hallo Gemeinde,
Ich möchte meinen Beitrag mit einem Bezug zur Praxis eröffnen. Wer kennt die typischen Aussagen eines Bundesligatrainers nicht? Aus einer kompakten Defensive schnell umschalten... Eine tiefstehende Abwehr als Ausgangspunkt für Konterangriffe.. oder hinten muss möglichst lange die Null stehen. Der Fußball hat sich in dieser Weise verändert meiner Meinung nach. Die Defensive hat deutlich an Bedeutung gewonnen und zählt nicht mehr ausschließlich als Torverhinderer, sondern vielmehr gleichzeitig auch als Einleitung der Offensivaktionen bzw. der eigenen Tore. So weit, so gut - im Profifussball kann ich das alles auch noch nachvollziehen, vor allem, wenn spielerisch/qualitativ schwächere Teams gegen auf Ballbesitz ausgerichtete Mannschaften spielen, aber im Kinderfussball??
Habe in den letzten beiden Jahren, in denen ich eine recht talentierte E-Jugend Mannschaft trainiere, exakt diese 'Bundesligatrainer' auch in diesem Altersbereich auf Breitensportebene erlebt. Mannschaften stellen sich rgelmäßig gegen uns mit sechs Mann hinten rein und versuchen über den schnellsten Spieler (als einzige Spitze) mit langen Bällen zum Erfolg zu kommen. Abseits gibt es bekanntlich nicht und zudem sind meine Jungs sehr offensiv (quasi alle 6 Feldspieler in der gegnerischen Hälfte bei Ballbesitz). Würde man Statistiken bemühen, hätten wir pro Spiel ca. 80% Ballbesitz, da das Spiel des Gegners nur daraus besteht, den Ball wegzukloppen und kein Gegentor kassieren. Auf meine Frage an die entsprechenden Trainerkollegen, warum er seine Mannschaft so aufstelle, kommt die Antwort: "Wir wollen ja nicht ins offene Messer laufen und eine Klatsche kassieren".
Jetzt meine eigentliche Frage oder auch ein Anliegen: Hilft es den Jungs wirklich weiter, wenn sie 2 x 25 Minuten kontinuerlich hinterherlaufen und nur verteidigen. Jeder Spieler des Gegners hat vielleicht im gesamten Match 3-4 kontrollierte Ballkontakte. Bei meinen Jungs sind es vermutlich an die 20-25, da wir einen gepflegten Spielaufbau über die Außen bevorzugen und den Ball leider lieber ins Tor tragen wollen, anstatt auch mal von weiter hinten abzuschließen. Meiner Meinung nach werden Mannschaften, die einen offensiven, auf Ballbesitz ausgerichteten Spielstil spielen, technisch deutlich mehr gefordert und gefördert. Auf lange Sicht würde mich daher interessieren, ob sich dieser Unterschied auch in den späteren Jugenden bezahlt macht?? Außerdem würde ich natürlich gerne eine Diskussion aufleben lassen, warum Trainer so verfahren und ihnen (subjektive Meinung) den Kindern Spaß am Fußball nehmen? Woll(t)en wir in dem Alter nicht alle viele Ballkontakte, Angriffe starten und Tore erzielen??
Bin sehr auf andere Meinungen gespannt und verbleibe vorerst mit dem Unverständnis über den Spielstil anderer Mannschaften und den damit verbundenen Floskeln der gegnerischen Trainer