Was sollte ein guter Torwarttrainer können?

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  • Hallo zusammen,
    also ich handhabe das bei meinem Verein so:

    • ich trainiere die Torhüter nach Altersklasse und Wissenstand parallel zum Mannschafts-Training. Wichtig ist die Kommunikation mit dem Trainer ob und ab welchem Zeitpunkt er innerhalb des Mannchafts-Trainings Torhüter benötigt -> falls ja wieviele
    • Sind die Torhüter im Mannschafts-Training benötigt, und es bleibt aber ein Torhüter übrig, arbeite ich parallel zum Mannschaftstraining mit dem "übrig gebliebenen" an seinen Schwachstellen (z.B. Spieleröffnung, koordinative Fähigkeiten usw.) zu arbeiten
    • Sind die Torhüter komplett im Mannschafts-Training integriert, dann bleibe ich bei dem Mannschafts-Training auf jeden Fall dabei und unterbreche auch mal eine Übung um den Torhüter zu korrigieren bzw. um den Feldspielern auch mal zu erklären wie sie evtl. den Torhüter besser unterstützen können.

    Das funktioniert nicht immer so, wie ich es jetzt beschrieben habe, aber ich versuche kontinuierlich die Abläufe zwischen Mannschafts-Training und TW-Training zu optimieren. Das Allerwichtigste finde ich allerdings, daß die Torhüter (so sagen sie zumindest immer) sehr gerne mit mir zusammenarbeiten und es (meist) sehr harmonisch und vertrauensvoll zu geht...


    LG Björn


    P.S. Sorry, dass ich diese olle Kamelle noch mal rausgekramt hab...

  • Womit sollte man nach eurer Meinung bei den speziellen TW-Übungen beginnen?


    Weil dieses Thema weiteren "User-Zuwachs" bekommen hat, wiederhole ich meine Frage gerne noch einmal?


    Liegt nach eurer Meinung die Frage in der Organisation des TW-Trainings, nachdem bereits die geklärt ist, dass der Trainingspartner sich für eine weitere Positionsausbildung interessiert oder sollte man schon früher einsteigen?


    Häufig höre ich bei den Jungen, das ein Torwart schon sehr früh auf diese Position hin ausgebildet wurde. Aber sehr oft endet diese Position beim Wechsel in die C-Jugend. Bei den Mädchen ist die Altersklassifizierung nicht so eindeutig. Hier spielen andere Gründe eine Rolle. Fragt man die jeweiligen Trainer, dann erfährt man, dass man sich für die nach ihrer Meinung "geeigneten Personen" entschieden hätte. Zwar wären die "Leistungsträger" der Mannschaft meist auch die besten Torleute, aber auf dem Feld aufgrund der häufigeren Ballkontakte dann doch lieber.


    Derlei Argumentationsketten kennt ihr sicherlich oder? Natürlich sagt die "moderne Trainingslehre", das man die Position nicht schon so früh festlegen sollte, aber die Frage, wer es nach welchen Gesichtspunkten festlegt, ist damit noch nicht beantwortet? Denn wenn selbst DFB-Stützpunkttrainer mangels weiterer Spezialkenntnisse bei groben, ähnlichen TW-Anlagen (gemeint ist meist: welche Fähigkeiten ihm vom Heimattrainer bereits vermittelt wurden) sich nach Körperlänge entscheiden, obwohl diese ja gar nicht trainierbar ist, dann darf man die Frage nach der Eignung durchaus um andere Erfolgsfaktoren erweitern?


    Wie bekommt man also einen guten Anfang hin? Soll man sich von seinen "klassischen Eignungsfaktoren" lösen, in denen es sich meist darum dreht, ob ein Keeper einen Ball hält oder nicht?


    Ich weiß es nicht genau, ob andere Wege besser sind? Wenn man mir aber die Frage etwas anders stellen würde, nämlich ob es über andere Wege vielleicht den Beteiligten mehr Spaß machen könnte? Im klassischen Sinne gibt es jedoch einen Widerspruch zwischen Spaß und Disziplin, denn man hält Disziplin und Treue nach dem Werteverständnis als Synonym für Mühe, Plage und Qual gesetzt. Da kommt das Wort Spaß nicht vor, weil man den erst nach dem Tode durch ein ewiges Leben erwirbt!


    Andererseits sagt die moderne Erziehungslehre, dass Kinder spielerisch lernen und sich ausprobieren "dürfen müssen". Man erklärt das Spiel damit als höchstes Ziel, bei der das Kind lediglich Impulse erhält und dann selbst entscheidet, ob es das Angebot annimmt und wie lange es sich daran erfreuen (und dabei lernen) kann!


    Ich hoffe, euch wird der Interessenskonflikt zwischen Trainer (manchmal auch dominanten Eltern) und Kindern klar. Den einen geht es um die Disziplin zum Training, den Spielen mit Lernbereitschaft zu erscheinen und treu die vom Trainer verteilte Position anzunehmen, während es dem Kind darum geht, gern zum Fussball zu gehen, weil es interessant und abwechslungsreich ist und man auf jeder Position vom Trainer ein Coaching bekommt, wenn man es wünscht!


    Wie wäre es also, wenn man zunächst einmal den "idellen Versuch" startet? Probieren wir es einfach:


    Da kommt also nach den Sommerferien eine Trainingsgruppe (Alter: sagen wir mal F-Jugend) mit seinen Trainern. Die Trainer machten es hier, wie überall! Man stellt die Mannschaft auf und vertraut darauf, dass alle zufrieden sind. Bei den Trainingsspielformen wie auch dem Abschlußspiel stehen dann immer Dieselben im Tor. Klar würde man auch gerne Andere reinlassen. Aber es würde dann immer so lange dauern, bis der Eine seine Handschuhe ausgezogen und der Andere sie angezogen hätte.


    Gehen wir also einen Schritt weiter und stellen uns die Frage, ob man dieses Problem lösen kann? Dabei fallen zwei Lösungen ein. a. jeder Teilnehmer hat TW-Handschuhe (an) b. kein Teilnehmer hat TW-Handschuhe an! Wir entscheiden uns für die Alternative b. Zwar will uns die Sportindustrie weißmachen, dass man nur mit den richtigen TW-Handschuhen ein guter Keeper ist, aber schließlich sind es ja die Hände, die den Ball fangen und nicht die TW-Handschuhe!


    Damit niemand Grund zur Langeweile hat, dürfen alle bei den ersten Übungen mitmachen. Die Frage, was der größte Unterschied des Torwarts zu den Feldspielerin ist, ist auch gleich geklärt. Es ist der Einsatz der Hände! Also beginnen wir mit Übungen, in denen der Übungspartner nach dem Ball greift?


    An dieser Stelle möchte ich stoppen und bitte euch um Vorschläge, wie ihr mit der gesamten Trainingsgruppe, von denen bis auf 1-2 Personen noch nie jemand TW-Erfahrungen gemacht hat, mit Spaß Inhalte auf dieser Position vermittelt?

  • An dieser Stelle möchte ich stoppen und bitte euch um Vorschläge, wie ihr mit der gesamten Trainingsgruppe, von denen bis auf 1-2 Personen noch nie jemand TW-Erfahrungen gemacht hat, mit Spaß Inhalte auf dieser Position vermittelt?

    Hmm, das kommt sicherlich auf die Gruppe selber an. Allerdings würde ich das kindgerecht verpacken. Warum muss denn die Aufwärmphase bzw. die Ballkoordination immer mit dem Ball am Fuss geschehen? Warum nich auch mal das eine oder andere Training die koordinative Ballarbeit mit den Händen mit einbauen. Auch Life-Kinetik-Übungen, die Torwartgerecht verpackt werden, würde ich immer wieder ins Training mit aufnehmen. Ich würde sogar soweit gehen, bestimmte Bewegungsabläufe einfach ins Mannschafts-Training mit übernehmen. Oftmals kristallisiert sich da ein ganz unerwartetes Talent heraus. Das ist jetzt wirklich nur grob beschrieben, aber ich denke in diese Richtung würde ich das Problem angehen...


    Im Übrigen durfte ich vor kurzem feststellen, daß bei den kleinen Nachwuchs-Cracks die Torhüter-Position sehr umworben ist. Ich denke, das hängt etwa mit der Leistung und Außendarstellung von M. Neuer usw zusammen...


    LG BMW

  • Womit sollte man nach eurer Meinung bei den speziellen TW-Übungen beginnen?


    Vielleicht ist es noch ein wenig zu schwierig?


    Also die Gruppe besteht wie gesagt aus F-Jugend-Spielern, von denen fast alle gar keine Erfahrungen als Torwart besitzen und zum aller ersten mal TW-Übungen (von Training sollte man erst sprechen, wenn es sich um eine komplette Trainingseinheit handelt) erhalten sollen.


    Wie wäre es mit folgendem Vorschlag:


    1. Ein paar Sicherheitshinweise (zum Schutz vor Fingerverletzungen)
    Dazu läßt man von der Trainingsgruppe einen Halbkreis bilden. Wenn alle Teilnehmer soweit sind, dass sie dem Übungsleiter ihre Aufmerksamkeit schenken, erklärt man, dass:
    a. die Finger niemals in Richtung Ball ausstrecken sollte, denn dann kann der Ball auf die Fingerspitzen treffen. Hierbei kann es zu schmerzhaften Prellungen und Verstauchungen kommen
    b. die Hände sind die Verlängerung der Arme; also die Arme immer nach unten, zur Seite oder nach Oben, aber niemals in Richtung Ball ausstrecken
    c. niemals einen Ball fangen, wenn man ihn lediglich mit den Fingerspitzen berühren kann, denn hierbei können die oberen Fingerbereiche "umknicken", was zu Verstauchungen und im Extremfall sogar zum Fingerbruch führen kann


    1.1. Unterstützung der Sicherheitshinweise
    Damit die Kinder die Sicherheitshinweise verstehen und sich merken können, genügen allein Worte nicht. Vielmehr müssen sie durch entsprechende Gestik unterstützt werden.
    zu a. Finger einer Hand nach vorn ausstrecken und mit dem Ball in der anderen Hand die Fingerspitzen mehrfach berühren
    zu b. beide Arme nach unten, zu den beiden Seiten und nach oben ausstrecken
    zu c. einen Arm und Hand nach oben ausstrecken und mit anderer Hand den Ball in Richtung des obersten Drittels der ausgestreckten Hand führen


    2. Einfache Fangtechniken üben
    Allgemein: Es kommt in der Anfangsphase noch nicht auf Details an. Gleichwohl sollen die Techniken erlernt und die Anwendungsbereiche verstanden werden. Dazu ist es zum einen wichtig, alle Übungen zunächst einmal zu präsentieren und durch Beobachtungen und geschickte Fragestellungen die Neugier und den Spaß an den Inhalten der TW-Position zu wecken.


    2.1. Aufnahme flacher Bälle.
    Organisation: Dazu eine Gasse bilden. Abstand der Partner ca. 5 m. Abstand untereinander ebenfalls ca. 5 m.


    Präsentation: mit einem Übungspartner mittig zur Übungsgruppe positionieren, Ball flach, ohne Druck zum Partner rollen (ähnlich wie "Kegeln"), parallel zum Ball stellen, vornüber beugen, mit beiden Händen aufnehmen


    Hinweise:
    1. Risiken minimieren
    Bitte nicht schießen lassen, da Präzision und Balldruck nicht dem gewünschten Übungsschema von Anfängern entspricht. (Verletzungen bei der Ballaufnahme oder Zusammenstöße vermeiden)


    2. Präsentation durch Teilnehmer der Trainingsgruppe
    Bevor man eine neue Übung selbst präsentiert, sollte man in der Runde fragen, ob jemand eine bestimmte Übung/Bewegungsablauf/Aktion bereits kennt und gerne präsentieren möchte. HIntergrund ist folgender: Jeder kennt aus seiner Trainerpraxis Situationen, in denen der Trainer die häufigsten Ballkontakte hat. Aber nicht er, sondern die Kinder wollen die unterschiedlichen Positionshinhalte kennenlernen. Wichtig ist bei der Präsentation durch Übungsteilnehmer nicht der Grad der Perfektion, sondern die Neugier der anderen Teilnehmer zu wecken und ihnen den Mut (wenn der das kann, dann will ich das auch können) für diese Herausforderung zu wecken.


    So, jetzt ist es aber erst mal genug ...! Vielleicht möchte ja jemand weitermachen und das Fangen von mittelhoch und hohen Bällen für eine F-Jugend-Anfängergruppe beschreiben?